Die umstrittenen Medikamententests westdeutscher Pharmafirmen in DDR-Kliniken werden an der Berliner Charité wissenschaftlich untersucht. Das auf zweieinhalb Jahre angelegte Projekt unter Leitung des Charité-Medizinhistorikers Professor Dr. Volker Hess soll am 15. Juni starten. Die Stasi-Landesbeauftragten in Ostdeutschland hatten bereits Ende April eine umfassende Studie gefordert.
Nach ersten Schätzungen haben Unternehmen aus Westdeutschland in mehr als 50 DDR-Kliniken 400 bis 600 Medikamentenstudien in Auftrag gegeben. Mehr als 50.000 Patienten sollen nach derzeitigen Erkenntnissen daran teilgenommen haben – teils möglicherweise ohne ihr Wissen. Für die Testreihen bekamen die Kliniken hohe Geldsummen, wie aus Akten im Bundesarchiv hervorgeht.
Berichte über Medikamententests in DDR-Krankenhäusern sind nicht neu. Bereits 1991 hatte eine Kommission in den Kliniken Ost-Berlins „Arzneimittelprüfungen am Menschen“ untersucht, wie das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mitteilte. Ende 2012 war in Medienberichten von rund 165 Medikamentenstudien die Rede gewesen.
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