Trovan-Skandal

Pfizer zahlt 74 Millionen Dollar an Nigeria

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Mit außergerichtlichen Zahlungen von bis zu 75 Millionen US-Dollar legt der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer seinen Rechtsstreit mit dem nordnigerianischen Bundesstaat Kano bei. Im Prozess um die 1996 an nigerianischen Kindern durchgeführten Versuche mit dem damals noch nicht zugelassenen Antibiotikum Trovan lässt die Regierung sämtliche zivil- und strafrechtlichen Anklagepunkte fallen. Pfizer hält an seiner Version fest, nach der die Tests mit der nigerianischen Regierung und den Eltern oder Betreuern der Kinder abgesprochen waren, und geht mit weißer Weste aus dem Verfahren.

Zur Entschädigung der Opfer wird ein spezieller Fonds eingerichtet, in den Pfizer bis zu 35 Millionen Dollar einzahlen muss. Eine Auszahlung können alle Einwohner beantragen, die bestimmte Kriterien erfüllen und nachweisen können, dass sie an den Versuchen teilgenommen haben. Über die Vergabe entscheidet ein Gremium, das mit jeweils drei Vertretern von Pfizer und der Regierung besetzt ist.

Pfizer verpflichtet sich außerdem, über einen Zeitraum von zwei Jahren 30 Millionen Dollar in Gesundheitsprojekte des Staates zu investieren; auch hier teilen sich über die Verwendung Regierung und Konzern die Aufsicht. Schließlich übernimmt Pfizer sämtliche Kosten des Rechtsstreits in Höhe von 10 Millionen Dollar.

„Wir arbeiten seit mehr als 50 Jahren mit den Einwohnern und der Regierung von Nigeria zusammen und glauben, dass die Einigung der beste Weg ist, um die Beziehung fortzusetzen, und dass sie es Pfizer und den nigerianischen Regierungen erlaubt, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt - die Gesundheit aller Nigerianer zu verbessern“, so Pfizer-Chefjurist Brad Lerman.

Kano hatte Pfizer vor drei Jahren wegen der Studie verklagt und seitdem im Namen der Opfer mit Pfizer verhandelt. Der Forderung von ursprünglich 2,75 Milliarden Dollar stand ein Angebot des Konzerns in Höhe von 10 Millionen Dollar gegenüber. Im selben Fall hatte auch der Staat Nigeria 6,5 Milliarden Dollar Schadenersatz von Pfizer gefordert.

Elf Kinder waren in der Folge der Studie gestorben, rund 180 hatten Behinderungen oder schwere Nebenwirkungen erlitten. Zur Zeit des Tests hatte in der Region eine Meningitis-, Masern- und Choleraepidemie grassiert, die 12.000 Leben kostete.

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