Angestellte landet in Notaufnahme

Pfefferspray-Attacke: Kunde rastet wegen Lieferengpass aus

, Uhr
Berlin -

Weil er in der Warder-Apotheke in Heiligenhafen (Schleswig-Holstein) wegen des anhaltenden Lieferengpasses sein Omeprazol nicht bekam, rastete ein Mann am vergangenen Mittwoch in der Offizin aus. Kurz bevor er aus der Apotheke befördert werden konnte, zückte er sein Pfefferspray. Sechs Menschen wurden verletzt, eine Mitarbeiterin der Apotheke musste in der Notaufnahme behandelt werden.

Der 57-jährige Mann betrat mit einem E-Rezept-Token über Omeprazol 40 mg 100 Stück in der Mittagszeit die Apotheke. „Meine Mitarbeiterin hat ihm gesagt, dass das Präparat nicht lieferbar ist, auch in keiner anderen Größe. Daraufhin wurde der Kunde sofort laut und ausfällig. Weitere Kolleginnen kamen zur Hilfe und haben ihn gebeten, die Apotheke zu verlassen“, schildert Inhaberin Martina Laudien, die selbst nicht vor Ort war. Dem kam der Mann erst einmal nach, aber nicht, ohne sich weiter lautstark vor der Apotheke aufzuregen.

Mitarbeiterin in Notaufnahme

Schließlich betrat er die Apotheke wieder, um polternd und schreiend vollends auszurasten. „Das hat ein Mitarbeiter des Imbisswagens gegenüber mitbekommen und ist zur Hilfe gekommen“, berichtet Laudien. Gemeinsam mit den Kolleginnen half er, den Kunden nach draußen zu begleiten. „Dabei wurde der Mitarbeiter vom Kunden körperlich angegangen und geschubst.“

Als der aufgebrachte Mann beim Herausbefördern aus der Apotheke im Türrahmen stand, drehte er sich noch einmal um, zückte ein Pfefferspray und „sprühte dreimal damit direkt in die Apotheke“.

Das reizende Spray hat sich dann schnell verteilt. „Eine Mitarbeiterin hat das überhaupt nicht gut vertragen“, berichtet die Inhaberin. Auch nach der Erstversorgung beim Arzt ging es ihr nicht besser. „Ich habe nachmittags selbst mit ihr telefoniert, sie hatte extrem starke Luftnot.“ Die Kollegin musste anschließend in der Notaufnahme behandelt werden; erst nach drei Tagen konnte sie ihren Dienst in der Apotheke wieder antreten.

Zeichen einer frustrierten Gesellschaft

Nach der Pfefferspray-Attacke hat das komplette Apothekenteam die Räumlichkeiten verlassen. Neben der Polizei informierten sie auch die beiden anderen Apotheken im Ort; dort war der wütende Mann allerdings schon gewesen. „Alle haben ihn weggeschickt, weil eben dieser Lieferengpass besteht. Allem Anschein nach haben sich seine Wut und sein Frust dann in der Warder-Apotheke entladen.“

Der Ortsansässige war den Polizeibeamten bereits bekannt. „Sie haben ihn in der Nähe der Apotheke aufgefunden und das Pfefferspray abgenommen“, weiß Laudien. Gegen ihn läuft jetzt eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung. „Ich bin ehrlich gesagt sprachlos“, erklärt die Inhaberin weiter. „Der Angriff spiegelt ein Stück weit unsere Gesellschaft wider, finde ich: dieser Frust, diese Rücksichtslosigkeit.“ Schließlich seien die Lieferengpässe kein plötzlich auftauchendes Phänomen. „Die Menschen haben mittlerweile eine viel kürzere Zündschnur, sodass Attacken wie diese einfach passieren.“

Auch Tage nach dem Angriff lag das Pfefferspray noch in der Luft, „Die Apotheke wurde im Anschluss immer wieder ordentlich durchgelüftet. Dennoch konnte man Tage später noch ein Kratzen im Hals verspüren“, berichtet die Inhaberin. Das Gros zog jedoch so gut aus der Apotheke, dass diese offen gehalten werden konnte, so Laudien weiter.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
2500 Packungen illegal nach China verkauft
Paxlovid: Apothekerin aus Innsbruck angeklagt
Mehr aus Ressort
Verfassungsbeschwerde abgewiesen
BVerfG: Kein Cytotect für Schwangere
Saison startete 3 Wochen früher
Klimawandel verlängert Stechmücken-Zeit
Bei kaum längeren Fahrzeiten
Bessere Schlaganfallversorgung möglich

APOTHEKE ADHOC Debatte