Im vergangenen Jahr wurden in Ostdeutschland nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) knapp 4200 Keuchhustenfälle gemeldet – nur dort gilt eine Meldepflicht für die Erkrankung. Die gemeldeten Fälle dürften nur die Spitze des Eisbergs sein, schätzt Pletz. „Eine deutsche Studie mit 971 Patienten mit chronischem Husten ergab, dass jeder zehnte Keuchhusten hat. Bei Erwachsenen wird diese Diagnose also häufig übersehen.“ Typische Pertussis-Symptome bei Erwachsenen seien teils monatelange quälende Hustenattacken, teilweise mit Würgen und Erbrechen. Atemstillstände wie bei erkrankten Säuglingen kämen bei Erwachsenen meist nicht vor.
Hausärzte ordneten die Symptome oft fälschlicherweise anderen Krankheiten wie Asthma oder auch chronischer Bronchitis zu, sagte Pletz. „Keuchhusten ist bei vielen einfach nicht mehr auf dem Schirm.“ Zudem seien die verursachenden Bakterien nur in der Frühphase der Erkrankung direkt nachweisbar. „Weil Keuchhusten aber wie eine normale Erkältung beginnt, wird das meist gar nicht getestet.“ Meist werde die Diagnose erst um Wochen verzögert durch einen Antikörper-Nachweis gestellt. Deswegen sei auch die Therapie schwierig. „Antibiotika bringen nur in der Anfangsphase etwas.“
An Keuchhusten erkrankte Erwachsene seien für ungeimpfte Kleinkinder, vor allem für Babys, ein hohes Risiko, warnte Pletz. „Auch in hoch entwickelten Industrieländern sterben immer wieder Säuglinge an Pertussis.“ Wichtig seien deshalb die Schutzimpfungen im Kleinkind- und im Vorschulalter, aber auch die rechtzeitige Auffrischung des Impfschutzes aller Kontaktpersonen eines Säuglings, vor allem von Eltern, Geschwistern und Großeltern.
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