pDL-Wettbewerb: 52 PhiP messen 889 Mal Blutdruck Laura Schulz, 24.09.2024 11:04 Uhr
Pharmazeut:innen im Praktikum (PhiP) waren von der Abda dazu aufgerufen, sich an der Aktion „Wir messen mit!“ zu beteiligen. Innerhalb der einzelnen Kammerbereiche wurden hierzu nun die Gewinner:innen gekürt. In Sachsen-Anhalt hat Michelle Napiontek gewonnen – und die Inhaberin damit voraussichtlich eine neue Pharmazeutin für die Apotheke vor Ort.
Mit der Aktion sollte der pharmazeutische Nachwuchs stärker für das Thema Prävention begeistert werden; PhiP sollten dazu von Februar bis Juni vermehrt die pharmazeutische Dienstleistung (pDL) „Risikoerfassung hoher Blutdruck“ durchführen. Anfang Juni, innerhalb der „Herzwoche“, sollte Napiontek in zehn selbst gewählten Stunden so viele pDL wie möglich absolviert werden. 42 Messungen hat sie geschafft.
Napiontek arbeitet in der Regenbogen-Apotheke Magdeburg von Inhaberin Kirstin Scheffler, die sich beide über den Erfolg freuen. Für die Apothekerin war es das erste Mal, dass sie eine PhiP ausbildet. „Da wollte ich ihr Aufgaben übertragen, an denen sie wachsen kann. So erfährt sie, wie schön und abwechslungsreich die Arbeit in der Apotheke ist“, meint die Inhaberin.
Für die angehende Apothekerin lag die Teilnahme an der Aktion hingegen nahe, da sie noch am Anfang des Praktikums stand, mit wenig Erfahrung in der Beratung. „Darum bot sich die Aktion an, denn nach kurzer Einweisung konnte ich schon selbständig arbeiten. Ich hatte zu Beginn Respekt vor den Patientengesprächen. Innerhalb der Woche wurde ich zunehmend lockerer und gewann an Selbstsicherheit.“
Bisher wenig beachtete pDL
Scheffler bietet die pDL „Inhalation und Polymedikation“ bereits umfassend an, beim Blutdruck sei sie „bisher nicht so aktiv“ gewesen. „Das liegt vor allem daran, dass unsere Ärzte im Umfeld die Kontrollen selbst aktiv durchführen. Darum war es eine gute Idee, am Wettbewerb teilzunehmen.“ Vorab wurde das Wissen der PhiP noch einmal etwas auf die Probe gestellt.
Passende Patient:innen zu finden, war jedoch nicht so einfach: „Die Herausforderung für mich war, Patienten für die Aktionswoche zu gewinnen“, so Napiontek. „Das gesamte Team hat mich jedoch sehr unterstützt. Wir haben Aktionsmaterialien bestellt, Flyer herausgegeben, Bestellkärtchen kreiert und viel mit den Patienten gesprochen. So füllte sich unser Terminbuch. Und ich war sofort im Team integriert. Das war richtig schön.“
Viele auffällige Werte gefunden
Bei der Aktion kam für das Team der Wert der pDL zum Vorschein: „Ich habe in meinen Kontrollen sehr viele auffällige Werte gemessen. Weit über 50 Prozent der Patienten bekamen die Empfehlung, mit ihrem Arzt über die Werte zu sprechen“, resümiert die angehende Apothekerin. Und auch für die Inhaberin passte die Aktion gut in die Ausbildung: „Es trainiert, wie man Patientengespräche führt. Die Blutdruckmessung bietet sich dafür hervorragend an. Unsere Praktikantin konnte sich in den Beratungsraum zurückziehen und niemand bemerkte, wie aufgeregt sie zu Beginn der Gespräche wirklich war.“
Auch positives Patienten-Feedback bleibt nicht aus: „Ein Patient kam später zu mir und sagte, dass es ihm jetzt viel besser geht. Er hatte nach unserer Messung mit seinem Arzt seine Werte besprochen, worauf dieser die Medikation veränderte. Das führte nun zu einer deutlich höheren Lebensqualität“, berichtet Napiontek. „Das zeigt, wie wichtig diese Dienstleistung ist. Diese Rückmeldung hat mich richtig gefreut.“
PhiP möchte jetzt in der Apotheke bleiben
Zudem habe sich nun ihr Wunsch, später im Krankenhaus zu arbeiten, verändert: „Diese Aktion sowie insgesamt die Arbeit hier im Team hat mich überzeugt, in der öffentlichen Apotheke zu bleiben. Es macht wirklich viel Spaß, im Team zu arbeiten und den Kontakt mit den Patienten zu haben. Das habe ich in der kurzen Zeit schon erfahren, in der ich hier in der Apotheke bin.“ Darüber freut sich auch die Inhaberin. „Vielleicht animiert es ja die nächsten Praktikanten, sich unsere Apotheke für ihre Praktikumszeit auszuwählen. Dann hätte sich unser Aufwand mehrfach gelohnt. Und an der nächsten Aktion nehmen wir dann auf jeden Fall auch wieder teil“, so Scheffler.
Abda: 44 Prozent der Werte auffällig hoch
Auch die Abda zieht nach der Aktion ein positives Resümee, auch wenn sie vorab viel Kritik dafür einstecken musste. Denn die besten Teilnehmerinnen und Teilnehmern bekommen süße Überraschungspakete sowie Tickets für eine Weiterbildungsveranstaltung mit Übernachtung. 52 PhiP haben sich insgesamt beteiligt; die Blutdruckwerte von 889 Patientinnen und Patienten wurden gemessen. 44 Prozent der Werte waren auffällig hoch, den Kund:innen wurde von den PhiP empfohlen, zur Hausärztin oder zum Hausarzt zu gehen.
Der Effekt der Aktion sei aber nicht zu übersehen: Bei einer Auswertung der pDL seien in 44 Prozent der Fälle die Werte auffällig hoch gewesen. „Bei zwei von fünf Patienten waren die Blutdruckwerte bedenklich. Ein zu hoher Blutdruck erhöht erheblich das Risiko, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden“, so Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. „Dies bestärkt uns darin, unsere pharmazeutische Dienstleistung weiter anzubieten und uns in der Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Krankheiten noch intensiver zu engagieren.“