„Für Herrn Jauch vielleicht eine Revolution, für uns ganz normal: Karte dranhalten – ab zur Alten!“, heißt es in der Beschreibung der Apotheken-App der Alten Apotheke in Hohenlimburg. Inhaber Jörg Pesch ist überzeugt: „Wer dem Kunden heutzutage nicht die Wahl lässt, online oder vor Ort zu kaufen, hat auf Dauer wahrscheinlich das Nachsehen.“
Noch vor der groß angelegten Kampagne von IhreApotheken.de (IA.de) im November hatte Pesch die Idee, seinen Kunden und Kundinnen eine individuelle App anzubieten. Durch ein Info-Seminar der Plattform wurde dem Inhaber schnell klar, dass nur eine maßgeschneiderte Lösung für seinen Betrieb nachhaltig sein kann. Zwar gebe es auch andere Möglichkeiten der App-Integration über Portale mit CardLink-Kombination, doch für den Inhaber haben diese einen entscheidenden Nachteil: „Der Kunde kann mit einem Klick die Apotheke wechseln. Das wollte ich auf jeden Fall verhindern.“
Das passiere oft auch versehentlich, besonders bei Menschen, die technisch nicht versiert sind. „Bei IA kann man als Kunde zum Beispiel auch erfragen, welche Apotheke geöffnet hat, und im Zuge dessen mit einem Klick die Apotheke wechseln.“ Peschs Betrieb befindet sich in einem Vorort und hat daher „die klassischen Öffnungszeiten von früher“: über die Mittagsstunden und Mittwochnachmittags ist die Apotheke geschlossen. Zu diesen Zeiten wird sein Geschäft von den Plattformen folglich nicht berücksichtigt; Stammkunden werden an andere Apotheken verwiesen. Ein Ausschlusskriterium für den Inhaber: „Wenn ich schon investiere, dann muss die Lösung nachhaltig sein.“
Ein zentraler Aspekt für Pesch ist, eine Alternative zu den Versendern zu schaffen. „Gerade Shop Apotheke, die das Thema App prominent gemacht hat, wollen wir etwas entgegensetzen.“ Diese Haltung ist für ihn überlebenswichtig: „Ich war lange der Meinung, dass der Zeitpunkt für Onlinemöglichkeiten noch nicht gekommen war.“ Durch die Einführung des E-Rezepts habe sich seine Einstellung geändert. In seiner Einrichtung habe er eine deutliche Veränderung der Kundenströme festgestellt: „Als Apotheker im Ärztehaus ist es ein Nachteil, weil die Leute nicht mehr zwingend vor Ort sein müssen.“ Laut Pesch müsse man begreifen, dass für die jüngere Generation technische Infrastrukturen und Bequemlichkeit im Fokus stehen.
Die Anwendung der Alten Apotheke ist grundsätzlich an IA angebunden und wird auch von ihr geupdatet und gehostet. „Sie ist allerdings farblich etwas anders“, stellt der Apotheker klar. Auch sei es möglich, unterschiedliche Elemente der Software zu modifizieren. „Die Infrastruktur, die dahintersteckt, bleibt IA.de, aber man hat den entscheidenden Vorteil, dass der Kunde nicht mit einem Klick wechseln kann.“ Die monatlichen Kosten sind seiner Meinung nach überschaubar. „Eine maßgeschneiderte App kostet zirka 60 Euro pro Monat.“ Dazu komme eine einmalige Einrichtungsgebühr und eine Gebühr in den entsprechenden Appstores: rund 100 Euro pro Jahr bei Google und Apple. „Wenn man überlegt, was man sonst noch so für Ausgaben hat, sind diese Beträge verschwindend gering“, findet Pesch.
Von seiner Kundschaft wird die Anwendung bislang gut angenommen, „auch wenn noch Luft nach oben ist.“ Zum Jahresstart will Pesch sein Angebot gezielt bewerben; nicht nur auf der eigenen Homepage und mit Flyern, sondern auch durch Kartenschuber, die die zentralen Informationen und einen QR-Code zum Download der App bereithalten. „Auf denen ist die App noch einmal erklärt und ein QR-Code, der in den entsprechenden Store führt. Immer, wenn die Kunden uns ihre Krankenkassenkarte gegeben haben, wollen wir sie in einem dieser Kartenschuber zurückgeben.“
Während die Erstellung der App und das Einstellen der Anwendung in den Google Play Store (Android) von IA.de übernommen werden konnten, musste sich der Apotheker selbst darum kümmern, dass die Software in den App Store (Apple) gelangt. Das war „aufwändiger, als ich befürchtet hatte“, gibt der Inhaber zu – trotz Checkliste. „Das war nicht in wenigen Stunden erledigt, es hat mich Tage gekostet, da man sich erst in die Thematik einarbeiten musste.“ Mehrere Stunden pro Tag verbrachte der Apotheker mit dieser Arbeit. „Das war wirklich sehr mühselig, das hätte ich nicht gedacht.“
Die investierten Stunden bereut der Inhaber aber keineswegs. Er ist davon überzeugt, dass die Zukunft des lokalen Handels in der sogenannten Omnichannel-Präsenz – also der Nutzung mehrerer Verkaufskanäle wie stationärem Handel, Online-Shops und mobilen Anwendungen – liegt. Außerdem sei die Anwendung laut Pesch ein „Selbstläufer“, wenn sie erst einmal in den Plattformen von Google und Apple verfügbar ist.