Friedberg

Sanduhren gegen Strafzettel

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Berlin -

Immer wieder ist es ein Ärgernis: Man will nur mal schnell in die Apotheke huschen, doch freie Parkplätze sind vor allem in den Innenstädten rar. Häufig findet man nur Kurzhalteparkplätze. Doch dann beginnt der Lauf gegen die Zeit: Drei Minuten darf man stehen bleiben, bevor die Gesetzeshüter mit dem Knöllchen anrücken. Die Friedberger Apotheker Hannes Proeller verteilte nun Sanduhren, damit Kunden die zulässige Haltezeit nicht überschreiten.

Nur wenige Dinge sorgen für so viel Ärger bei Autofahrern wie die leidige Parkplatzsuche. Vor allem Apothekenkunden, die krank und häufig auch schlecht zu Fuß sind, würden am liebsten direkt vor ihrer Apotheke parken. In den Innenstädten geht das nur selten. So auch in Friedberg. Die Rosen-Apotheke von Hannes Proeller liegt in der verkehrsberuhigten Zone. Davor gilt das eingeschränkte Halteverbot: Autofahrer dürfen sage und schreibe drei Minuten zum Be- und Entladen halten.

„Friedberg habe eine wunderschöne historische Altstadt“, sagt der Apotheker. „Es gibt tolle Geschäfte in der Innenstadt, aber die Stadt vergrault die Kunden“. Grund seien die unsensible Vergabe von Strafzetteln und mangelhafte Beschilderung von Parkplätze, die eigentlich in ausreichender Zahl vorhanden seien. „Vor allem Leute von außerhalb wissen nicht, wo sie parken können“, so Proeller.

Viele seiner Kunden nutzten deshalb die Kurzzeitparkplätze vor der Apotheke und riskierten einen Strafzettel. Um ihnen das Parken zu erleichtern, hat sich der Apotheker etwas einfallen lassen. Mit Sanduhren, die genau drei Minuten zählen, will er seine Kunden vor Knöllchen bewahren. „Ich gebe meinen Kunden die Sanduhr und mache sie darauf aufmerksam, wie sie halten können“, sagt Proeller. Die Idee kommt offenbar gut an. Die 1700 Sanduhren, die Proeller für die Aktion vorgesehen hat, waren nach nur zehn Tagen vergriffen. „Einige kommen in die Apotheke und fragen gezielt nach der Sanduhr.“ Schließlich sei sie vielseitig einsetzbar. Zum Zähneputzen, beim Teekochen oder eben auch als Parkuhr.

Doch nicht nur die Zeit setzt den Apothekenkunden im Nacken. Das Parken in Friedberg ist nämlich besonders knifflig. Denn die Wege in der Innenstadt und vor der Rosen-Apotheke sind mit einem denkmalgeschützten Pflaster ausgelegt, das nicht befahren werden darf. Sobald die Reifen beim Parken auch nur wenige Zentimeter auf dem Gehweg stünden, also über die Straßenrinne hinaus, drohe ein Strafzettel, kritisiert Proeller.

Hinter der Aktion des Apothekers steckt also auch eine gehörige Portion Frust. Mit dem Verteilen der Sanduhren will er deshalb ein Zeichen setzten. Seine Kunden sollen wissen, wie und wo sie halten dürfen. „Die Stadt tut nichts“, erklärt Proeller. „Also müssen die Geschäftsleute selbst aktiv werden.“

Er habe bei einigen Händlern angefragt, ob sie sich an der Aktion beteiligen wollten. „Alle fanden es toll, aber keiner wollte mitmachen“, bedauert Proeller. Den meisten sei es schlicht zu teuer gewesen. Dabei hat die gesamte Aktion nach Angaben des Apothekers rund 3700 Euro gekostet. Von dem Betrag wurden nicht nur die die Sanduhren angeschafft, sondern auch vier große Anzeigen zum Thema „Drei Minuten für Ihre Gesundheit“ in der Lokalzeitung bezahlt.

Natürlich sei die Aktion ein „Stück Marketing“, das allerdings dringend nötig sei. „Die Frequenz der Kunden, die in die Stadt kommen, ist nicht mehr die, die wir einmal hatten“, gibt Proeller zu bedenken. Seine Aktion sei eine der vielen notwendigen Maßnahmen, um wieder mehr Leute in die Innenstadt zu locken. Zusätzlich zu den Sanduhren bekommen Kunden, die bei ihm einkaufen, 50 Cent vom Parkticket erstattet. Bedingung: Das Ticket muss am Einkaufstag gelöst sein. Damit ist Proeller der einzige Geschäftsinhaber in der Innenstadt, der Rabatt auf das Parken gibt.

Die Sanduhr-Aktion des Apothekers findet allerdings nicht nur Zuspruch. In einem Bericht der Augsburger Allgemeinen Zeitung äußert sich die Friedberger Werbegemeinschaft, Aktivring, durchaus kritisch. Autofahrer dürften vor der Rosen-Apotheke überhaupt nicht parken, begründet man dort die ablehnende Haltung.

Das bestätigt auch die Polizei. So sei das Parken im verkehrsberuhigten Bereich nur in markierten Arealen erlaubt. Sonst dürfe man halten, wenn man nicht den Verkehr behindere. Halten bedeute jedoch laut Straßenverkehrsordnung: maximal drei Minuten und ohne das Fahrzeug zu verlassen – außer zum Be- und Entladen. Mal eben in die Apotheke zu huschen, ist damit eigentlich nicht drin.

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