Tamiflu-Resistenzen

Pandemie-Vorsorge nicht in Gefahr René Stüwe, 12.03.2009 16:18 Uhr

Berlin - 

Als vor zwei Jahren verendete Wildvögel und Massenkeulungen das Thema Vogelgrippe ins Bewusstsein der Bevölkerung rückten, legten die Bundesländer große Mengen der Grippemittel Oseltamivir (Tamiflu) und Zanamivir (Relenza) zur Pandemie-Vorsorge an. Hinsichtlich der Haltbarkeit der Bestände besteht nach Länderangaben derzeit kein Handlungsbedarf. Da jedoch Influenza-Viren vom Subtyp H1N1 seit dieser Saison nahezu komplett resistent gegen Oseltamivir sind, stellt sich die Frage nach der Empfindlichkeit des Vogelgrippe-Erregers H5N1 - und damit nach dem Nutzen der Vorräte.

Für die Bekämpfung einer möglichen Pandemie sind die beiden Wirkstoffe immer noch ohne Alternative: Resistenzen gegen Oseltamivir sind für H5N1 nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bislang nur vereinzelt in Südostasien dokumentiert. Experten führen diese Therapieausfälle jedoch vor allem auf Dosierungsfehler oder einen zu späten Beginn der Behandlung zurück. Bei Zanamivir gebe es bislang überhaupt keine Nachweise für Resistenzen. Allerdings kann nach Angaben der Forscher nicht ausgeschlossen werden, dass dies auch mit der im Vergleich zu Oseltamivir deutlich selteneren Anwendung von Zanamivir zusammen hängt.

Für den Fall einer Pandemie hatten sich die Bundesländer vor zwei Jahren daher mit beiden Fertigarzneimitteln bevorratet. Außerdem wurde kostengünstigeres Oseltamivir-Wirkstoffpulver eingelagert, das im Pandemiefall in den Apotheken zu einer Lösung weiterverarbeitet werden soll.

Die 16 Gesundheitsminister hatten sich abgestimmt, der Empfehlung des RKI zu folgen und Vorräte zur Behandlung von 20 Prozent der Bevölkerung anzulegen. Bis heute sind nicht alle Länder diesem Vorhaben nachgekommen. Das Vorzeigeland in puncto Vorsorge ist Nordrhein-Westfalen. Dort können nach Angaben des Ministeriums 30 Prozent der Bevölkerung mit Oseltamivir und Zanamivir versorgt werden.

Nach Angaben der Geschäftsstelle der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) sind die antiviralen Fertigarzneimittel fünf Jahre haltbar. Beim Wirkstoffpulver gehen die Experten sogar von einer Haltbarkeit von acht bis zehn Jahren aus - der Wirkstoff würde damit frühestens 2014 für die Anwendung unbrauchbar.

Die Haltbarkeitsfrist von Tamiflu könnte europaweit schon bald verlängert werden. Anhand von Stabilitätsuntersuchungen hatte Roche festgestellt, dass das Fertigarzneimittel sieben Jähre gelagert werden kann. In den USA wurde ein Antrag des Phamakonzerns zur Verlängerung der Haltbarkeitsfrist bereits bewilligt. Bei der europäischen Zulassungsbehörde EMEA wird derzeit ebenfalls über die Verlängerung diskutiert. Kommt es dazu, wäre die Versorgung mit dem Fertigarzneimittel Tamiflu bis zum Jahr 2013 sichergestellt.