OTC-Medikamente

Öko-Test: Schlafmittel stürzen ab

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Berlin -

Desillusionierend findet Öko-Test das Angebot an Schlafmitteln aus Apotheke und Drogerie. Weder bei pflanzlichen noch bei chemischen Präparaten sei die Wirksamkeit belegt. Von 18 getestet Präparaten schneiden nur zehn mit „ausreichend“ ab, sieben sind „mangelhaft“, eins „ungenügend“. Vor drei Jahren hatten dieselben Produkte mit „sehr gut“ bis „befriedigend“ abgeschnitten.

Als Sachverständiger hat Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Universität Frankfurt die Datenlage für die verschiedenen Wirkstoff geprüft. Bei Baldrian, seit 1993 in dieser Form auf dem Markt, sei „allenfalls mit einem ausgeprägten Placeboeffekt zu rechnen“. Drei neuere, umfassende Forschungsanalysen seien zu dem Ergebnis gekommen, dass von Mitteln auf Baldrianbasis objektiv keine positive Wirkung zu erwarten sei. Dasselbe gelte für die Kombination aus Hopfen und Passionsblume, für die ebenfalls keine Wirksamkeitsbelege nach heutigen Standards existierten.

Nicht anders sehe es bei chemischen Mitteln aus: „Ob Doxylamin und Diphenhydramin effektiv gegen Schlafstörungen helfen, ist bis heute nicht überzeugend belegt.“ Ihre müde machende Nebenwirkung sei daher von zweifelhaftem Nutzen. Patienten entwickelten sehr schnell eine Toleranz gegenüber den Antihistaminika, ergänzt Professor Dr. Dieter Riemann vom Universitätsklinikum Freiburg. Es gebe keine Studie, die nachweise, dass die Stoffe länger als eine Woche wirkten. „Zudem besitzen sie einen ganzen Katalog an kritischen Nebenwirkungen, bis hin zu schweren psychischen Störungen.“

So konnte nicht ein einziges Präparat in der Bewertung von Öko-Test über „ausreichend“ hinaus kommen. Diese „Bestnote“ erhielten Baldrian dispert (Cheplapharm), Baldrian-Ratiopharm, Baldriparan (Pfizer), Baldrivit (Rodisma), Allunapret (Bionorica), Valeriana Hevert und Vivinox Day (Bausch + Lomb). Auch die Drogeriemarken von Abtei Nachtruh Baldrian + Hopfen (Omega) und Klosterfrau Nervenruh Baldrian forte (Klosterfrau) bestanden den Test ohne weitere Abzüge.

Schlechtere Noten gab es, wenn kein ethanolischer Extrakt eingesetzt wurde, die Tagesdosis unter vier Gramm Droge bei Mono- und unter 2 Gramm bei Kombinationspräparaten lag oder die Deklaration beanstandet wurde. Dasselbe galt beim Einsatz bedenklicher Hilfsstoffe.

„Mangelhaft“ schnitten daher die Baldrian Tinktur Hetterich (Teofarma) und die Sedariston-Tropfen (Aristo) ab, da Aufbereitung als alkoholische Tinktur von Schubert-Zsilavecz als veraltet bewertet wurde. Bei Luvased (Hexal) und den Zirkulin Einschlafdragees wurde der wässrige Auszug kritisiert. Auch der Baldrianwurzelpresssaft von Schoenenberger überzeugte nicht. Bei den Baldrian-Tabletten von Kneipp wurde unspezifisches Baldrianwurzelpulver eingesetzt.

Zu gering dosiert sind laut Öko-Test Sedacur forte (Schaper & Brümmer) und Kytta Sedativum. Weil Merck sein Produkt auch noch bei Kindern ab drei Jahren empfiehlt, gab es ein „ungenügend“. „Kinder brauchen jemanden, der fragt, warum sie nicht schlafen können, kein Schlafmittel“, so Öko-Test.

Laut Öko-Test wurden im vergangenen Jahr rezeptfreie Schlafmittel im Wert von 233 Millionen Euro zu Abgabepreisen in Apotheken, Drogerien und Supermärkten verkauft. 169 Millionen Euro entfielen auf pflanzliche Präparate. Rx-Medikamente empfiehlt Öko-Test nur bei ernsthaften Schlafstörungen und auch nur kurzfristig. Insgesamt sei als effektives Mittel eine fokussierte Verhaltenstherapie zu empfehlen.

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