Soll jeder Deutsche automatisch Organspender sein, solange er nicht widerspricht – so wie es Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorschlägt? Oder soll das weiterhin erst nach bewusste Entscheidung der Fall sein? Der Stada-Gesundheitsreport zeigt, dass viele Deutsche der Opt-out-Variante aufgeschlossen gegenüber stehen.
46 Prozent der Deutschen würden keinen Widerspruch einlegen, da sie das Thema Organspende für wichtig halten. Weitere 17 Prozent würden dabei bleiben, weil ihnen ohnehin egal ist, was nach ihrem Tod mit ihren Organen passiert. 21 Prozent würden dagegen widersprechen, weil sie Angst haben, zu früh für tot erklärt zu werden. Jeweils 8 Prozent haben Angst, in die Hände von kriminellen Organhändlern zu geraten, oder sie haben religiöse Bedenken.
63 Prozent der Deutschen wären Organspender, wenn sie diesen Status automatisch von Geburt an hätten, schlussfolgert die Stada als Herausgeber des Reports. Tatsächlich besäßen aktuell nur 36 Prozent der Bundesbürger einen Organspenderausweis, so der Konzern mit Verweis auf Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Diese große Lücke sei der „Zustimmungslösung“ geschuldet.
Auch in Großbritannien, ebenfalls ein Land mit Opt-in-Lösung, wären 75 bereit, ihre Organe im Falle einer Umstellung auf die Widerspruchslösung zu spenden. Umgekehrt hält allerdings auch die Hälfte der Menschen in Ländern, in denen jeder automatisch bis zum Widerspruch Organspender ist, das aktive System für gut: In Serbien und Russland sind sogar 68 beziehungsweise 61 Prozent dafür, weil man nicht davon ausgehen könne, dass jeder Mensch seine Organe nach dem Tod spenden wolle. Tatsächlich Widerspruch eingelegt haben in diesen Ländern allerdings nur 5 Prozent der Teilnehmer. Für den Gesundheitsreport wurden im Auftrag der Stada 18.000 Menschen in neun Ländern durch Kantar online befragt.
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