Orale Antitumortherapie: Praxisbeispiel einer Apotheke in Fürth Sandra Piontek, 16.08.2022 11:14 Uhr
Seit Mitte Juni dürfen fünf pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) unter bestimmten Voraussetzungen abgerechnet werden. Dazu zählt die pharmazeutische Betreuung bei oraler Antitumortherapie. Kontrovers wird seitdem in Fachkreisen diskutiert, wie solche zeitintensiven Beratungsgespräche in den Apothekenalltag integriert werden können.
Mit dem Vor-Ort-Stärkungsgesetz (VOASG) wurde der Anspruch der Patient:innen auf pharmazeutische Dienstleistungen gesetzlich festgeschrieben. Dabei handelt es sich um Leistungen, die über die Verpflichtung zur Information und Beratung gemäß § 20 der Apothekenbetriebsordnung hinausgehen und die Versorgung der Versicherten verbessern. Im Schiedsverfahren zwischen Deutschem Apothekerverband (DAV) und GKV-Spitzenverband wurden die Leistungen konkretisiert.
Theorie in der Praxis
Doch wie lässt sich die Theorie in der Praxis umsetzen? Eine Apotheke in Fürth hat sich schon länger auf Fragen rund um die Krebserkrankung spezialisiert. Sabine Fink, Inhaberin der Adler- und Lyra Apotheke, und ihr Team stehen den Kund:innen bei allen Fragen zur Therapie und Medikamenteneinnahme bei Krebs zur Verfügung. Mit dem Startschuss am 10. Juni überlegte die Apothekerin, wie sie die pDL gezielt angehen kann.
Die Räumlichkeiten sind bereits vorhanden, der Beratungsraum bedürfe keiner Anpassung, so Fink. „Die Hauptaufgabe besteht darin, mein Personal zu schulen und eventuell aufzustocken. Bisher kann erst eine Kollegin die geforderte Qualifikation vorweisen. Ich möchte aber, dass noch weitere approbierte Kolleg:innen speziell geschult werden.“ Die Schulungen sind eingebettet in die erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation. Fink ist überzeugt, dass der Vorgang an sich unproblematisch ist, wenn die Qualifikation des Personals vorhanden ist.
Konkrete Termine Richtung Herbst
Derzeit würde die Kommunikation mit Kund:innen bezüglich der konkreten Beratungsgespräche erst noch anlaufen. Vermutlich im Herbst möchte Fink verstärkt auf ihre Kundschaft zugehen. Dann könne man konkrete Termine für Vorgespräche vereinbaren. In diesen wird zunächst abgefragt, welche Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
Ein zweiter Termin ist dann für das analysierende Hauptgespräch vorgesehen. In der Zwischenzeit finde eine interne Nachbearbeitung am Schreibtisch statt. Hier gehe es darum, eventuelle Wechselwirkungen oder Interaktionen herauszufiltern. Die Apothekerin betont, dass sie und ihr Team dies nicht isoliert von der Kommunikation mit den behandelnden Ärzt:innen abwickeln. Wichtig sei ein reger Austausch, um Probleme direkt besprechen zu können.
Fink erwartet von den neuen Dienstleistungen vor allem auch einen Mehrwert für ihre Kundschaft. Angehörige sowie Patient:innen selbst sollen sich bestens aufgehoben und beraten fühlen.