Zyto-Pfusch

Opfer demonstrieren zum letzten Mal

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Berlin -

Seit etwa einem Jahr demonstrieren die Opfer des mutmaßlichen Pfusch-Apothekers Peter S. vor der Alten Apotheke in Bottrop. Jetzt soll Schluss damit sein.

Am 13. Juni werde die letzte Demonstration vor der Alten Apotheke stattfinden, verkündete die Organisatorin Heike Benedetti in der WAZ. „Wir haben viel erreicht“, sagt sie. In den Monaten, in denen der Prozess vor dem Landgericht Essen lief, forderten die Demonstranten in der Bottroper Innenstadt mehr Transparenz bei der Aufklärung durch die Gesundheitsämter und schärfere Kontrollen von Zyto-Apotheken.

Bei den Demos bringen die Demonstranten auf einer Tafel Namen, Bilder und Todesdatum von Verstorben an, die Kunden der Alten Apotheke waren. Damit sollen diese aus der Anonymität herauskommen. Im Schweigemarsch tragen die Protestierenden eine 15 Meter lange Papierrolle durch die Innenstadt. Darauf stehen die Namen von 3800 Menschen, die laut Ermittlungen von S. Panscherei betroffen sein sollen. Im Oktober wurden symbolisch Opfer mit einem Sarg zu Grabe getragen.

Der Prozess gegen S. geht langsam dem Ende zu. Bisher ging es dabei weniger um die Opfer, als um den Schaden, den der Apotheker den Krankenkassen verursacht haben soll. Der Vorsitzende Richter Johannes Hidding hat bereits dazu aufgefordert, die Schlusserklärungen vorzubereiten, da die Beweisaufnahme vermutlich abgeschlossen sei. Das weist darauf hin, dass weder Nebenkläger noch Ärzte als Zeugen aussagen werden.

Zu den Nebenklägern gehört auch Benedetti. Sie weiß nicht, ob sie auch gepanschte Sterillösungen erhalten hat. Sie hatte gegen ihre Krebserkrankung eine hochdosierte Chemotherapie erhalten, die glücklicherweise auch angeschlagen hat. Doch die Wirkstoffe, die ihr Arzt ihr verordnet hatte, fanden sich auf der von der Staatsanwaltschaft veröffentlichten Liste.

Die Patienten hätten keine Wahl gehabt, von welcher Apotheke sie ihre Medikamente beziehen. „Denn es wird einem von den ansässigen Onkologen diese Apotheke wortwörtlich zugeschustert“, heißt es in einem Brief, den Benedetti an NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) geschrieben hatte. Dieser leitete das Schreiben weiter an die Präsidentin des Landgerichtes Essen und den Leitenden Oberstaatsanwalt.

Unter dem Namen „Beag“ haben sich im April Betroffene um den Whistleblower Martin Porwoll zu einem Verein zusammengeschlossen. Der Name steht für Beobachten, Erkennen, Aufdecken im Gesundheitswesen. Der Verein richtet sich an Betroffene und an Menschen, die von Missständen im Gesundheitswesen wissen. Letztere hätten oft keine Ahnung, an wen sie sich wenden könnten, da die traditionellen Patientenschutzvereine diesen Bereich nicht abdeckten.

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