In München heißt es am Samstag wieder „Ozapft is!“: Das Oktoberfest ist nicht nur für Besucher eine Riesengaudi, es bedeutet auch für die umliegenden Apotheken eine Ausnahmesituation. In der Apotheke Forum Schwanthalerhöhe hat sich Inhaberin Gjyljeta Balaj-Shahini extra bevorratet. Denn in den nächsten Wochen steigt der Umsatz deutlich.
Kopfschmerztabletten, Nasensprays, Pflaster und Erkältungsprodukte – das sind die Artikel, die in der Apotheke Forum Schwanthalerhöhe während der Wiesnzeit besonders oft nachgefragt werden. „Wir haben uns extra bevorratet, das Lager ist voll“, sagt Balaj-Shahini. Seit fünf Jahren ist sie als Leiterin der Apotheke direkt in der Nähe der Theresienwiese, wo Festzelte und Fahrgeschäfte aufgebaut sind. Vor einem Jahr übernahm sie den Betrieb.
„Wir sind alle aufgeregt“, sagt die Inhaberin. Am Samstag arbeitet das Team in Tracht und am 6. Oktober wollen die Kolleginnen und Kollegen gemeinsam auf das Volksfest gehen. Die Stimmung sei gut. Der Platz vor der Apotheke sei erfahrungsgemäß von den Wiesn-Besucherinnen und -Besuchern genutzt. „Da hat man das Gefühl, man ist auf der Wiesn.“
Die höheren Besucherzahlen spiegeln sich auch in den Büchern wider. „Wir doppelt so viele Kunden wie sonst. Die Wiesn lohnt sich hier.“ Anders als manch andere Einzelhändler hebt die Apothekerin die Preise bei OTC- oder Freiwahlprodukten nicht an. Das sei zu kompliziert und sie sei zufrieden, da sie ja ohnehin mehr Kundschaft habe.
Wegen des stärken HV-Geschäfts schrieb die Chefin auch einen Oktoberfest-Dienstplan. Wer sonst mehr im Backoffice aktiv war, sei nach vorne geholt worden. Auch der Botendienst stellt sich auf das Volksfest ein. Denn es komme durchaus vor, dass Bestellungen aus einem der Festzelte kommen und dort beliefert werden. „Oft handelt es sich dabei um Mitarbeiter, das sind harte Jobs.“
Die Kundschaft sei während der Wiesn gut gelaunt. „Bis jetzt hatten wir noch nie den Fall, dass wir schwierige Kunden hatten. Im Gegenteil, alle sehen schick aus und sind gut drauf.“ Auch die Polizei und Sicherheitsdienste sorgten für ein gutes Gefühl. Nach dem Auftaktwochenende geht es am Montag für Balaj-Shahini noch einmal rund. Denn sie ist mit Notdienst an der Reihe. Sorge bereitet ihr die Schicht nicht. „Ich bin allein in der Apotheke und gebe nur über die Klappe ab, das passt schon. Ich habe keine Angst.“
Eine eigene Oktoberfest-Apotheke gibt es nicht. Gäste, die sich schlecht fühlen, werden vom Rettungsdienst Aicher Ambulanz Union versorgt. Das Unternehmen ist mit 110 Sanitäterinnen und Sanitätern und zehn bis 15 Ärztinnen und Ärzten vor Ort. Die Arzneimittel würden über die Klinikversorgung bezogen, sagt ein Sprecher. Der einzige Unterschied zur sonstigen Arbeit sei die Darreichungsform. Während man sonst auf intravenös verabreichte Medikamente setze, würden während der Wiesn auch Tabletten abgegeben.
Das am häufigsten benötigte Arzneimittel sei die Infusionslösung Natriumchlorid. Im vergangenen Jahr seien 3500 Stück verbraucht worden, dahinter rangiere das Schmerzmittel Ibuprofen – 3000 Stück wurden 2023 abgegeben. Auch Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen sowie Pflaster und Nahtmaterial kämen oft zum Einsatz. Aufgrund des Wetterberichts werde ein „volles Haus“ erwartet, so der Sprecher. Die Notfälle seien vorherrschend internistisch – etwa wegen Aufregung, Alkohol oder Hitze. Dahinter rangierten chirurgische Fälle.
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