Berliner Apothekenmitarbeiterinnen können heute die Beine hochlegen. Am Internationalen Frauentag ist in der Hauptstadt neuerdings Feiertag. Alle anderen müssen arbeiten. Hier lesen Sie, was die Berlinerinnen heute feiern und warum die Apotheke weiblich ist.
Der freie Tag ist der Versuch, ein bisschen Gerechtigkeit ins bundesdeutsche Feiertags-Karussell zu bringen. Er überraschte die Berliner Ende letzten Jahres per politischem Beschluss. Zur Auswahl hätten auch andere Tage gestanden, der Frauentag als neuer Feiertag wurde den Hauptstädtern quasi von oben „verordnet“. Bislang hatten die Berliner nämlich nur neun arbeitsfreie Feiertage im Jahr – so wenige wie kein anderes Bundesland. Zum Vergleich: Die Bayern (die lautstark gegen den neuen Haupt-Feiertag protestieren) haben 13, die Baden-Württemberger zwölf.
In der Apotheke geht ohne Frauen jedenfalls nichts: Laut ABDA-Zahlen liegt der Anteil an Apothekerinnen in deutschen Apotheken bei 72,6 Prozent, bei 48,4 Prozent unter den Apothekenleitern. In der pharmazeutischen Industrie sind 60,8 Prozent der Apotheker Frauen. Nur bei der Bundeswehr dominiert der Männeranteil, hier sind 35,7 Prozent der Apotheker weiblich. Bei den PTA liegt der Frauenanteil bei 97,2 Prozent, bei den PKA bei 98,4 Prozent. In den ostdeutschen Bundesländern liegt der Anteil der Frauen im Beruf der Pharmazie-Ingenieure bie 96,8 Prozent.
Mit dem neuen Berliner Feiertag wird vielleicht auch die Institution des Internationalen Frauentages gestärkt. Er geht auf die Konferenz sozialistischer Frauen im Jahr 1910 in Kopenhagen zurück, Initiatorin war die Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin (1857-1933). Der erste Frauentag fand 1911 statt, zu den wichtigsten Forderungen im vergangenen Jahrhundert gehörte die Einführung des Frauenwahlrechts, die 1918 erreicht wurde. In der DDR wurde er ab 1947 offiziell begangen, man wollte die Gleichberechtigung fördern und die Arbeit der Frauen würdigen. Im Westen gewann der Feiertag erst in den 1970er-Jahren durch die Frauenbewegung an Bedeutung.
Auch die Österreichische Apothekerkammer zieht anlässlich des Weltfrauentages eine positiv klingende Bilanz: Die 1400 österreichischen Apotheken sind fest in weiblicher Hand, jede zweite Apotheke wird von einer Frau geführt. Rund 87 Prozent aller Apothekenangestellten sind weiblich. Die Erklärung: „Frauen sind hervorragende Gesundheitsberaterinnen und aufgrund ihrer hohen sozialen und kommunikativen Fähigkeiten für den Apothekerberuf prädestiniert.“ Zudem lasse sich der Beruf gut mit Familie kombinieren und es gibt hochqualifizierte Teilzeit-Arbeitsplätze. An der Spitze der Österreichischen Apothekerkammer steht mit Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr seit 2017 zum ersten Mal seit der Gründung vor 70 Jahren eine Frau.
Besonders erfreuliche Zahlen kommen aus den USA: Einer Analyse des US-Wirtschaftsportals 24/7 Wallstreet zufolge ist der Apothekerberuf für Frauen noch vor Ärzten, Anwälten und Ingenieuren am lukrativsten. Dem US Census Bureau zufolge sind knapp 63 Prozent der US-Apotheker weiblich. Und auch die Zukunft der US-Apotheken ist weiblich, rund zwei Drittel der Pharmazie-Absolventen sind Frauen.
Fürs Gehalt sollten sie allerdings mehr kämpfen, denn die Gender Pay Gap liegt bei durchschnittlich 20 Prozent – bei gleicher Qualifikation verdienen Frauen weniger Geld als ihre männlichen Kollegen. Zum Vergleich: Die Gender Pay Gap-Rate liegt in Deutschland bei 21 Prozent. Trotz Aufholbedarf bei den Gehaltsverhandlungen liegen die Apothekerinnen in den USA im Gehalts-Ranking der Berufe auf Platz eins. Im Durchschnitt verdienen Sie laut 24/7 Wallstreet 98.280 US-Dollar im Jahr (fast 20.000 US-Dollar weniger als ihre männlichen Kollegen). Auf dem zweiten Platz, den Anwältinnen, verdienen Frauen im Schnitt 91.624 US-Dollar jährlich, Männer 114.504 Dollar. Der Gender Pay Gap ist damit schon bei 20 Prozent. Frauen stellen allerdings nur 40,3 Prozent der Anwälte in den USA. Noch drastischer wird es auf Platz drei: Weibliche Geschäftsführer verdienen im Schnitt: 90.272 US-Dollar – im Vergleich zu 129.376 Dollar bei den Männern. Der Gap hier: 30,2 Prozent. Ebenfalls noch unter den Top Ten befinden sich die Ärzte: Hier erhält eine Frau 87.204 US-Dollar, ein Drittel weniger als ihre männlichen Kollegen, die 130.676 US-Dollar verdienen.
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