Den ersten Monat als selbstständiger Apotheker hat Dr. Marco Neumann geschafft. Er wagte den Schritt in die Selbstständigkeit und ist damit ein Gegenbeispiel des aktuellen Trends der rückläufigen Zahl an Inhaber:innen. Das „Abenteuer eigene Apotheke“ ging er jedoch nicht alleine ein – gemeinsam mit seinem früheren Kollegen Patrick Podehl übernahm er zwei Apotheken und eine Sterilherstellung von der ehemaligen gemeinsamen Chefin.
Neumann und Podehl sind beide mehr als zehn Jahre in öffentlichen Apotheken tätig. Sieben Jahre leitete Neumann die Knieper-Apotheke, acht Jahre war Podehl für die Baltic-Apotheke in Stralsund verantwortlich. Noch bevor sich die gemeinsame Chefin Birka Zander entschied, ihre Betriebe abzugeben, meldeten die beiden Approbierten ihr Interesse an. Als Konkurrenten traten sie dabei nicht auf, denn den beiden war klar, dass sie den Schritt in die Selbstständigkeit gemeinsam gehen wollten.
Seit dem Jahreswechsel gibt es die Ostsee Apotheken Stralsund oHG, in der beide zu gleichen Teilen Gesellschafter sind. „Wir konnten es uns gut vorstellen, das zusammen zu machen“, sagt Neumann. Eine OHG sein ein großer Schritt. „Für uns kam das in Frage, weil wir uns sehr gut verstehen.“ Als Partner profitiere man von der geteilten Verantwortung und der Arbeitsteilung.
Der Apotheker rät OHG-Interessenten, sich anwaltlich beraten zu lassen. „OHG ist schlimmer als ein Ehevertrag“, sagt er scherzhaft. Tatsächlich werde jede Aufgabe und Verantwortung genau festgelegt. Dazu gehöre auch, was passiert, wenn ein Partner berufsunfähig werde oder sterbe. Ein Vorteil sei auch, dass künftig mehr Zeit für die Familie bleiben werde. Momentan sind die beiden Apotheker noch damit beschäftigt, die Übernahme in der Praxis komplett abzuschließen. „Wir arbeiten Schritt für Schritt ab.“
Die frühere Hauptapotheke des Verbunds ging nicht in die OHG über. Der kleinere Betrieb wurde durch Zander aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Der Standort sei schwer erreichbar gewesen, habe über zu wenig Parkmöglichkeiten verfügt und dadurch zu wenig Kundschaft gehabt, sagt Neumann.
Neumann freut sich über die neue Aufgabe. Er kommt aus der Region und ist dort verwurzelt. Eine Tätigkeit außerhalb Mecklenburg-Vorpommerns kam für ihn nicht in Frage. Nach dem Studium und dem Praktischen Jahr ging er zwar für die Promotion zurück an die Universität, blieb der öffentlichen Apotheken aber weiter verbunden. „Industrietechnisch ist es in Mecklenburg-Vorpommern nicht so einfach. Es gibt einfach nicht die Auswahl an Stellen.“ Das solle jedoch nicht heißen, dass „die öffentliche Apotheke ein schlechter Ersatz für die Industrie“ sei, betont er.
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