Erkältungsmittel

Öko-Test kritisiert „wilde Mischung“ APOTHEKE ADHOC, 03.01.2017 15:05 Uhr

Berlin - 

In seiner aktuellen Ausgabe nimmt Öko-Test 15 Grippemittel unter die Lupe. Je sieben Präparate werden mit ungenügend und ausreichend bewertet, nur „ASS + C Ratiopharm“ erhält die Note gut.

Als Sachverständiger durchsuchte Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe-Universität Frankfurt die medizinischen Literaturdatenbanken. Er bewertete das Nutzen-Risiko-Verhältnis, die Beipackzettel sowie die Hilfsstoffe der ausgewählten Erkältungsmittel. Außerdem floss der Preis pro Anwendung in seine Auswertung mit ein. Eine aktuelle Leitlinie der deutschen Fachgesellschaften zur Indikation Rhinosinusitis ist derzeit nicht vorhanden.

Monopräparate seien der Goldstandard in der Behandlung der Erkältungskrankheiten, so Schubert-Zsilavecz. Kombinationspräparate hingegen entsprächen keinem rationalen Therapieansatz, da oft nicht alle Inhaltsstoffe zur optimalen Therapie benötigt würden. Alle Präparate mit einer Kombination mehrerer Wirkstoffe wertet Ökotest daher ab; kein Vertreter bekam die Note „sehr gut“.

Der Testsieger „ASS + C Ratiopharm“ enthält neben dem Schmerzmittel auch noch Vitamin C. Der Zusatz wird von den Experten als ineffektiv, aber zumindest nicht schädlich eingestuft. Kritisch gesehen wurde die Kombination aus ASS und Paracetamol, da sie sogar einen medikamentenbedingten Kopfschmerz verursachen könne. „Ungenügend“ erhielt daher Grippal+C Ratiopharm.

Auch der Zusatz von Antihistaminika stieß den Experten sauer auf: Doxylamin in Wick MediNait (P&G) und Chlorphenamin in Grippostad C (Stada) haben einen beruhigenden Effekt. Es ergeben sich jedoch auch negative Effekte auf die Fahrtüchtigkeit. Die beiden entsprechenden Präparate sowie die DayMedKombi von Wick erhielten daher die Note „ungenügend“.

Öko-Test attestiert hier eine „nicht sinnvolle“ Wirkstoffkombination. Außerdem beinhalteten die Präparate den Farbstoff Cholingelb, der als bedenklich eingestuft wird und zu einem negativen Nutzen-Risiko-Verhältnis beiträgt.

Präparate, die abschwellende Wirkstoffe für die Nasenschleimhaut enthalten, verlieren generell drei Notenpunkte, da bei ihnen laut Öko-Test die unerwünschten Wirkungen den Nutzen überwiegen. So führen Substanzen wie Pseudoephedrin oder Phenylephrin einer Übersichtsstudie des Cochrane-Netzwerks zu Folge zu Unruhe, Angst und Schlafstörung. Eine Wirkung hätten diese Substanzen hingegen nur gegen eine verstopfte Nase, nicht aber gegen eine laufende.

Wegen fehlender Hinweise auf Monopräparate erhielten Basoplex (Carinopharm), Doregrippin (Medice) und Geloprosed (Pohl Boskamp) ein „ungenügend“.

Im Mittelfeld landeten die Präparate Angocin (Repha), Aspirin Complex (Bayer), BoxaGrippal (Boehringer Ingelheim) und Gripphexal (Hexal) sowie Ibuhexal Grippal (Hexal), Ratiogrippal (Ratiopharm) und Wick Duogrippal (P&G). Sie erlangen alle das Prädikat „ausreichend“. Bei Angocin moniert Öko-Test vor allem die lückenhafte Studienlage zur Wirksamkeit des Kapuzinerkresse/Meerrettich-Extraktes auf Erkältungsviren. Die übrigen Vertreter erfahren eine Abwertung aufgrund ihrer schleimhautabschwellenden Inhaltsstoffe.

Die Bewertung der Hilfsstoffe bleibt weitestgehend intransparent. Es sei auf das Vorhandensein von „Problemstoffen“ geprüft worden, so die Erklärung von Öko-Test.