Öko-Test hat elf Hautcremes mit Hydrocortison untersucht. Das Ergebnis sei mittelmäßig, urteilten die Tester in der aktuellen Ausgabe des Magazins. Vier Präparate überzeugten mit der Note „sehr gut“. Bei allen Präparaten war laut Öko-Test die Wirksamkeit belegt. Mit „mangelhaft“ wurde Soventol-Cremogel am schlechtesten bewertet. Der Hersteller Medice kontert.
Hydrocortison bekämpft laut Öko-Test die Symptome, aber nicht die Ursache der Hauterkrankung. Bei dem Wirkstoff handele es sich um ein gut verträgliches und mildes Kortison, sagte Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz dem Magazin. Der Wissenschaftler vom Institut für Pharmazeutische Chemie an der Goethe-Universität Frankfurt war für das pharmakologische Gutachten verantwortlich.
Von den getesteten Cremes enthielten vier 0,25 Prozent sowie sieben Präparate 0,5 Prozent des Wirkstoffes. Mit dem Gesamturteil „sehr gut“ wurden die Produkte von Strathmann (Ebenol), Novartis (FeniHydrocort), Heumann (Hydro Heumann) sowie Hexal (Hydrocortison Hexal) bewertet. Die Präparate enthielten keine bedenklichen Hilfsstoffe. Außerdem seien in deren Packungsbeilagen alle wichtigen Informationen wie etwa Informationen zur Altersbeschränkung enthalten.
Linola Akut von Dr. August Wolff erhielt das Gesamturteil „ausreichend“. Die Tester kritisierten unter anderem die verwendeten Hilfsstoffe wie PEG-Derivate. Keine Mängel gab es dem nach bei der Deklaration sowie bei der Wirksamkeit.
Abzüge gab es für Medice wegen der Packungsbeilage des Soventol-Cremogels: „Hier sucht man vergeblich nach einer Warnung, dass bei einer zu lange andauernden Anwendung als Nebenwirkung eine Hautatrophie, also ein Dünnerwerden der Haut möglich ist“, heißt es in dem Bericht. Außerdem sei nicht erwähnt, dass die enthaltene Paraffine die Reißfestigkeit von Kondomen verringerten. Punktabzug gab es laut Test außerdem für die „bedenklichen beziehungsweise umstrittenen Inhaltsstoffe“ Cinnamylalkohol und Hydroxycitronellal.
Medice weist die Kritik zurück: Bei dem Produkt handele es sich um ein unter Anwendung strengster Kriterien zugelassenes Arzneimittel. Aufgrund der geringen Konzentration und des geringen Nebenwirkungsprofils von Hydrocortisonacetat seien Hinweise in der Gebrauchsinformation bezüglich des Dünnerwerden der Haut vom BfArM nicht gefordert worden, sagt eine Sprecherin.
Bei sachgemäßer Anwendung sei ein Dünnerwerden der Haut nicht zu befürchten. „Daher können wir nicht nachvollziehen, dass ausgerechnet diese Punkte einen so hohen Ausschlag im Gesamturteil haben.“
Bewertet wurden ohnehin die üblichen Parameter wie Packungsbeilage und Hilfsstoffe; die therapeutischen Vorteile der Produkte blieben weitgehend unberücksichtigt: Medice verweist auf die innovative Galenik seines Produkts: In Kombination mit der Salzform sorge die Formulierung für eine schnellere Wirkstofffreisetzung und Penetration.
Außerdem habe das Präparat einen kühlenden Effekt, der erst jüngst in Laboruntersuchungen im Vergleich zu einer herkömmlichen Creme gezeigt werden konnte. Bei den angeprangerten Stoffen handele es sich um „Spuren von gut hautverträglichen Aromastoffen, um die Compliance zu optimieren“. Hätte Öko-Test die Creme getestet, „hätte die Marke Soventol den Test mit Bravour gemeistert, da das Produkt kein Parfümol enthält“, ist die Sprecherin überzeugt.
Nicht zu Unrecht nehme Soventol Platz 2 ein. Der Marktanteil liegt laut Unternehmen aktuell bei 32 Prozent. In den Sommermonaten, in denen das Cremogel für den Verbraucher besondere Relevanz habe, steige der Marktanteil sogar noch an – zuletzt auf mehr als 35 Prozent im August.
Die von dem Magazin immer wieder kritisierten Paraffine hat das Labor laut Bericht in drei Cremes nachgewiesen. In der Hydrocutan Creme 0,25 Prozent von Dermapharm habe der Wert an Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) über der Abwertungsgrenze von 0,1 Prozent gelegen. Die Verdünner PEG/PEG-Derivate seien in sechs Cremes gefunden worden. Fünf Produkte erhielten das Gesamturteil „befriedigend“.
Hydrocortison ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Die Präparate können laut Öko-Test gegen nicht bakterielle und allergische Hautentzündungen eingesetzt werden. Die Cremes sollen demnach nicht ohne ausdrückliche ärztliche Anweisung bei unter sechsjährigen Kindern angewendet werden.
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