Öko-Test kritisiert Supplemente für Schwangere APOTHEKE ADHOC, 02.05.2016 11:38 Uhr
Öko-Test hat in der aktuellen Ausgabe Supplemente für Schwangere untersucht. Fünf Eisen- und 17 Vitaminpräparate wurden getestet. Die Präparate schnitten schlecht ab: Das beste Urteil für ein Produkt gegen Eisenmangel lautet „befriedigend“. Das beste Nahrungsergänzungsmittel wurde mit „ausreichend“ bewertet. Grundsätzlich wird kritisiert, dass die Hersteller ihre Produkte mit zu vielen Zutaten anreichern – unter Umständen soll das schädlich für Schwangere sein. Laut Öko-Test sei kein einziges Produkt uneingeschränkt zu empfehlen.
Die Produkte hat Öko-Test in Apotheken und Drogerien gekauft. Unter den Eisenpräparaten schnitt die Eisen- und Vitaminlösung von Herbaria mit „befriedigend“ am besten ab. Die Lösung von Queisser erhielt hingegen nur mäßige Testergebnisse und kam auf das Gesamturteil „ausreichend“. Das Präparat von Verla-Pharm ist laut Öko-Test „mangelhaft“. Unter anderem wurde bei dem Produkt ein Deklarationsmangel wegen unzutreffender Angaben angemerkt.
Öko-Test verwies diesbezüglich auf die Health-Claims-Verordnung, nach der Lebensmittelangaben zur Gesundheit oder Gesunderhaltung von Körperteilen oder -funktionen nicht zulässig seien. Seit 2012 müssen Hersteller ein Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor sie ihre Produkte mit solchen Angaben bewerben.
Alle 17 Supplemente für die Vitaminversorgung von Schwangeren werden entweder als Tabletten oder Kapseln angeboten. Vierzehn Produkte fielen mit dem Gesamturteil „ungenügend“ durch, darunter Alphabiol Schwangerschaft (Nano Repro), Menssana Multi (Mens Sana), Orthomol Natal (Orthomol) und Femi Baby (Tetesept) sowie Femibion 2 (Merck). Femibion 1 erhielt „mangelhaft“.Am besten schnitt Folio von SteriPharm ab – mit dem Gesamturteil „ausreichend“.
Marktführer Merck weist die grundsätzliche Kritik zurück: „Die Bewertung teilen wir so natürlich nicht. Unsere Eisen- und Vitaminpräparate für Schwangere werden gemäß den wissenschaftlichen Standards und den behördlichen Vorgaben hergestellt“, sagte ein Firmensprecher. „Wir orientieren uns an einem bedarfsgerechten Versorgungskonzept für unsere Produkte.“
Auch Orthomol-Inhaber und Geschäftsführer Nils Glagau distanziert sich von den Testergebnissen: „Orthomol entwickelt seit 25 Jahren seine Produkte auf aktueller wissenschaftlicher Basis und produziert nach den strengen Qualitätsstandards der ISO 22.000 – für das Vertrauen unserer Empfehler und Verwender, besonders auch für Schwangere und Kinder.“
Die maßgeblichen Inhaltsstoffe von Vitaminpräparaten sollen nach Angaben des Verbrauchermagazins Folsäure und Jod sein, die der Körper über eine normale Ernährung aufnimmt. Fast alle getesteten Produkte wiesen jedoch Dosierungen dieser Stoffe auf, die weit über den tatsächlichen Bedarf hinausgingen.
Außerdem enthalten laut Öko-Test acht Vitaminpräparate Betacarotin, das das Magazin als „gesundheitlich bedenklich“ betrachtet. Es verwies auf das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), welches von der Zugabe dieses Stoffes abrate, weil es ernährungsphysiologisch unnötig sei und zu leicht eine zu hohe Tagesdosis erreicht werden könne.
Mehrere Vitaminpräparate wiesen zudem höhere und niedrige Folsäure-Werte auf als behauptet. Die Kapseln von Bayer Vital enthielten laut Öko-Test 64 Prozent mehr Folsäure, während das Präparat von Rossmann 39 Prozent weniger Folat als deklariert aufwies. Beide Supplemente wurden wegen der ungenauen Angaben abgewertet.
Öko-Test empfiehlt Schwangeren eine generelle Vitaminsupplementierung, weil der Körper sich sogar bei guter Ernährung schlecht allein mit Folsäure, Vitamin D und Jod versorge. Präparate mit Eisen sollten nur dann eingenommen werden, wenn der behandelnde Arzt einen Eisenmangel feststelle.