MAOH, PEG und Polymere

Öko-Test: Pierre Fabre bezieht Stellung

, Uhr
Berlin -

In der Oktober-Ausgabe hat Öko-Test Reinigungsmilch unter die Lupe genommen, 38 Stück an der Zahl. Darunter auch Vertreter aus der Apotheke. Die Eau Thermale Avène Milde Reinigungsmilch von Pierre Fabre bekommt das vernichtende Gesamturteil „mangelhaft“. Nun hat sich der Hersteller zum strengen Urteil geäußert.

Öko-Test bemängelte gleich drei verschiedene Verbindungen in der Avène Reinigungsmilch. Neben PEG und PEG-Derivaten wurden synthetische Polymere in der Rezeptur gefunden. Polyethylenglykol und PEG-Derivate werden aus Erdöl hergestellt und stellen für Öko-Test eine umweltschädliche Substanz dar, die besser durch andere Emulgatoren ersetzt werden könnte. Darüber hinaus sind diese Verbindungen ab einer gewissen Molekülmasse schwer abbaubar.

Als dritte Substanz nennt Öko-Test MOAH-Verbindungen (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons). Einige dieser aromatischen Kohlenwasserstoffe stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Diese Mineralölrückstände können über Paraffine in Kosmetika gelangen. Wie kritisch MOAH-Verbindungen zu beurteilen sind, ist nicht abschließend geklärt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) äußerte sich 2018 wie folgt: „Nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand sind aus Sicht des BfR gesundheitliche Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher bei Anwendung kosmetischer Mittel auf der Haut nicht zu erwarten.“

Pierre Fabre verweist auf Arzneibuchqualität

Zu den nachgewiesenen MOAH-Verbindungen äußert sich Pierre Fabre wie folgt: „Die in unseren Kosmetikprodukten verwendeten Mineralöle wie Paraffinum Liquidum entsprechen selbstverständlich den Vorgaben des europäischen Arzneibuches.“ Hier wird für MOAH-Verbindungen aus Paraffinum Liquidum ein Grenzwert von unter 2,7 ppm angegeben. Weiterhin heißt es: „Um dies immer sicher zu gewährleisten, rückversichern wir uns bei unseren Zulieferern, dass wir Mineralöl gemäß den Anforderungen des Europäischen Arzneibuchs erhalten.“ Zusätzlich dazu, so berichtet Pierre Fabre, werden alle Ausgangsstoffe im Rahmen des Wareneinganges nochmals einer Qualitätskontrolle unterzogen – auch im Hinblick auf den Gehalt an MOAH-Verbindungen.

 

Den Einsatz von PEG und PEG-Derivaten sieht Pierre Fabre unkritisch und verweist auf eine Stellungnahme der Gesellschaft für Dermopharmazie, in der die Annahme einer penetrationsfördernden Wirkung von PEG-Verbindungen als nicht sachgerecht erachtet wird. „In der Eau Thermale Avène Milden Reinigungsmilch werden die PEG/-Derivate als Emulgatoren eingesetzt. Polyethylenglykole haben niedrige Toxizitätswerte und werden seit Jahrzehnten in Kosmetika, pharmazeutischen Zubereitungen und sogar in Nahrungsmitteln verwendet,“ heißt es seitens des Herstellers.

Der Einsatz sei ungefährlich

Auch hier verweist der Hersteller auf die Pharmazie: „Polyethylenglykole werden daher auch in allen relevanten Arzneibüchern aufgeführt.“ Das der Einsatz und die Verwendung ungefährlich sei, zeige schon die vielfache Verwendung im medizinischen Bereich, als Salbengrundlage, bei der Herstellung von Tabletten und der Einsatz in der Augenheilkunde als Bestandteil künstlicher Tränen. „Mit unseren Produkten werden keine Stoffe in die Haut geschleust, die in irgendeiner Form für die Gesundheit schädlich sein könnten“, stellt der Hersteller klar.

Der Kritik gegenüber der enthaltenen künstlichen Polymere entgegnet Pierre Fabre, dass Stoffe wie Acrylates 10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer als hautschützende Filmbildner eingesetzt werden. Die verwendeten Verbindungen seien nicht schwer abbaubar, da es sich um gelöste Polymere handelt. In der Stellungnahme heißt es: „Nach anerkannter Expertenmeinung sind gelöste Polymere nicht toxisch und werden überwiegend in Kläranlagen herausgefiltert. Nach heutigem Wissensstand tragen sie nicht zur Belastung der Meere bei. Al Quelle nennt das Unternehmen den Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (IKW).

 

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte