Öko-Test hat Sonnencremes speziell für Kinder getestet: Mehr als die Hälfte der Cremes im Test schneidet „gut“ oder „sehr gut“ ab. Bei den fünf getesteten Naturkosmetika gibt es zwar Abzüge, dennoch empfiehlt Öko-Test die mineralischen Filter als die bessere Alternative für Kinder.
Das Eincremen mit Sonnenschutz ist bei Kindern meist nicht sonderlich beliebt. Auch viele Eltern seien „ob der miesen Presse vieler UV-Filter verunsichert, welches das richtige Maß beim Sonnenschutz ist“, schreibt Öko-Test. Dabei würden Dermatologen eindeutig zum Sonnenschutz raten: Denn die Haut der Kinder ist besonders dünn und empfindlich – Sonnenbrand im Kindesalter begünstige zudem das Risiko, später an einem Hautkrebs zu erkranken. Während der UV-intensiven Stunden sollten Kinder daher auf den unbekleideten Hautpartien mit einem hohen Lichtschutzfaktor eingecremt werden.
Öko-Test nahm daher Produkte mit Lichtschutzfaktor 50 oder 50+ und Kennzeichnungen wie „sensitiv“ – speziell für Kinder – unter die Lupe. Alle Produkte waren als „parfümfrei“ und „wasserfest“ oder „sehr wasserfest“ deklariert. Neben den enthaltenen Sonnenschutzfiltern wurden die Produkte auch in Bezug auf die Unbedenklichkeit der Inhaltsstoffe bewertet: Es wurde auf problematische Konservierungsmittel, umstrittene halogenorganische Verbindungen und das Vergällungsmittel Diethylphthalat geprüft, welches mit dem Alkohol in die Produkte geraten kann.
Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Cremes sorgen für einen hohen Sonnenschutz und sind frei von schädlichen Substanzen – sie schneiden mit „gut“ oder „sehr gut“ ab. Darunter sind sowohl chemische UV-Filter wie auch mineralische Produkte. Testsieger mit der Note „sehr gut“ ist die Kinder Sonnenschutz Milch 50+ ohne Parfüm von Ladival (Stada) für rund 21 Euro pro 200 ml und die Sun Dance Kids Sonnenmilch 50 ohne Duftstoffe von dm für nur etwa 7 Euro. Beide enthalten weder bedenkliche UV-Filter noch Kunststoffverbindungen.
Kritisch sieht Öko-Test jedoch die chemischen UV-Filter Octocrylen und Homosalat, die im Verdacht stehen bei der Aufnahme in die Blutbahn das Hormonsystem zu beeinflussen. Besonders für Kinder seien diese Stoffe bedenklich, da sie sich mitten in der Entwicklung befinden. „Immerhin scheint nun auch die EU diesem Problem nachzugehen und bewertet die beiden Substanzen derzeit neu“, heißt es weiter. Enthalten sind diese Wirkstoffe in acht der getesteten Cremes – darunter auch in der Eucerin Sensitive Protect Kids Sun Lotion 50+ von Beiersdorf für 27 Euro pro 200 ml.
Weitere Minuspunkte gab es für enthaltene Kunststoffverbindungen wie Silikon oder Acrylate, da diese beim Baden ins Gewässer gelangen oder über das Abwasser in die Umwelt gelangen und kaum abgebaut werden. Diese sind nicht nur im bereits erwähnten Eucerin Produkt – welches insgesamt mit „befriedigend“ bewertet wurde – sondern in fast allen konventionellen Produkten enthalten. Auch in der Eau Thermale Avène Kinder-Sonnenmilch SPF 50+ von Pierre Fabre ließen sich derartige Verbindungen finden. Dennoch schnitt das Produkt insgesamt mit der Note „gut“ ab. Verlierer des Tests mit der Note „mangelhaft“ war die La Roche-Posay Anthelios Dermo-Pediatrics 50+ Lotion: Insgesamt wurden die Inhaltsstoffe mit „ausreichend“ bewertet. Weitere Abzüge gab es für enthaltene Kunststoffverbindungen wie PEG-Derivate, Paraffine und Silikone. Ein Hersteller erklärte gegenüber Öko-Test, Kunststoffverbindungen seien notwendig, um eine Creme wasserfest zu machen. Andere Cremes kommen jedoch ohne Plastik aus – sind aber dennoch als „wasserfest“ ausgelobt: Dazu zählen beispielsweise die Naturkosmetikprodukte.
Die Naturkosmetik konnte dennoch nicht vollständig überzeugen – keine der zertifizierten Naturkosmetikcremes hat „sehr gut“ abgeschnitten – alle fünf jedoch mit „gut“. Die Produkte arbeiten ausschließlich mit den mineralischen UV-Filtern Titandioxid und Zinkoxid. „Wir halten diese nach heutigem Wissensstand immer noch für die bessere Wahl auf Kinderhaut.“ Obwohl die Inhaltsstoffe als unbedenklich bewertet wurden, gab es Abzug für mehrere Formfehler. „Vor allem der, dass alle fünf Naturkosmetikcremes unserer Meinung nach bei der Deklaration von Nanomaterial danebenliegen.“ Gemäß einer „rechtlich unverbindlichen“ Empfehlung der EU sollte ein Stoff wie Titandioxid als „nano“ deklariert werden, wenn über die Hälfte seiner Partikel im Größenspektrum zwischen 1 und 100 Nanometer vorliegen. Das von Öko-Test beauftragte Labor macht sogar einen Anteil von über 80 Prozent bei den Produkten aus – die Hersteller geben jedoch an, kein Nano-Titandioxid verwendet zu haben. Titandioxid gilt zwar auch als „nano“ nicht schädlich, die Risiken sind jedoch nicht abschließend geklärt. Ein mineralischer Stoff wie Titandioxid komme allerdings natürlicherweise in einem breiten Größenspektrum vor – „ein bisschen Nano ist also immer dabei“.
Zur Auffrischung: Mineralische UV-Filter bleiben auf der Hautoberfläche und bilden dort durch die enthaltenen Partikel eine Barriere gegen die UV-Strahlen. Zinkoxid und Titandioxid reflektieren die Sonnenstrahlen wie kleine Spiegel. Titandioxid wurde von der EU als „vermutlich krebserregend“ eingestuft – allerdings nur beim Einatmen. Nanoprodukte in Sprayform sind daher bereits verboten. In Cremes ist die Substanz jedoch gebunden und gilt daher bisher als ungefährlich. „Deshalb empfehlen wir mineralische Sonnenschutzfilter nach wie vor als die bessere Alternative.“ Mineralische Produkte haben noch immer den Ruf, einen weißen Film auf der Haut zu hinterlassen. „Das hatte was von Ganzkörpergips“, schreibt Öko-Test. Die Hersteller hätten jedoch in den vergangenen Jahren zunehmend an den Formulierungen gearbeitet. „Die Cremes lassen sich jetzt besser auftragen und der Weißeleffekt ist weniger geworden.“
Organisch-chemische Filter hingegen dringen in tiefere Hautschichten vor und wandeln dort die UV-Strahlen in Wärmestrahlung um. Dabei werden sie in den Blutkreislauf aufgenommen. Einige Substanzen stehen – wie bereits erwähnt – im Verdacht bei der Aufnahme in den Organismus das Hormonsystem zu beeinflussen. Hinweise darauf liefern sowohl Tier- als auch Zellversuche. Die EU hat deshalb nun fünf UV-Filter auf den Prüfstand gestellt und bewertet sie wegen des Verdachts auf eine hormonelle Wirkung neu. Darunter auch die im Test kritisierten Substanzen Octocrylen und Homosalat.
Öko-Test gibt den Eltern noch einige Tipps für das richtige Eincremen mit auf den Weg: So sollte mit dem ausgewählten Produkt in keinem Fall gespart werden: „Drei bis fünf Teelöffel Creme braucht es, damit Ihr Kind ausreichend geschützt ist.“ Außerdem sollte nach dem Aufenthalt im Wasser immer nachgecremt werden, da sich ein Teil des Produktes abwäscht. Zudem sollte maximal 60 Prozent der Schutzzeit ausgeschöpft werden.
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