Mate: Ungenügend und nicht verkehrsfähig Nadine Tröbitscher, 28.01.2017 09:00 Uhr
Mate-Tee ist als Getränk in Südamerika weit verbreitet. Klassisch wird der Tee aus einer Kalebasse getrunken, dem ausgehöhlten und getrockneten Stilende eines Flaschenkürbis. Dem Aufguss wird unter anderem eine anregende und das Hungergefühl hemmende Wirkung zugeschrieben. Probleme bereitet jedoch der Gehalt an Anthrachinon. Öko-Test untersuchte 14 Produkte auf den Gefahrstoff, das Ergebnis ist ein „Teesaster“ – titelt das Magazin.
Öko-Test untersuchte 14 Produkte, die eine Hälfte kam aus dem konventionellen Anbau, die andere wurde ökologisch angebaut. Vertreten waren die Produkte von Salus, Bad Heilbrunner, Oasis-Versand, El Puente, Sonnentor, Tee Gschwendner, Canarias Yerba Mate, De Campo Yerba Mate, La Selva Es Cosa Buena Yerba Mate, Pajarito Yerba Mate, Rosamonte- und Taragui Yerba Mate, Kraus Organic & fair Trade Yerba Mate und Amanda Yerba Mate.
Das Ergebnis könnte kaum schlechter sein – zehn der vierzehn untersuchten Tees seien nicht verkehrsfähig. Grund ist der überschrittene zulässige Gehalt an Anthrachinon. Trotz einer Messtoleranz von 50 Prozent wurde die gesetzliche Höchstmenge von 0,02 mg/kg überschritten. In zwei weiteren Fällen wurde zwar der gestattete Wert überschritten, liegt jedoch abzüglich der Toleranz wieder im zulässigen Bereich. Es handelt sich um die Produkte Salus und Kraus Organic & Fait Trade Yerba Mate.
Es gibt auch einen Testsieger – Oasis Bio wurde mit „sehr gut“ bewertet. Anthrachinon konnte nur in Spuren nachgewiesen werden und auch sonst gab es hinsichtlich Pestiziden und polyzyklischen Kohlenwasserstoffen keine Mängel. Auf den zweiten Platz schaffte es der Tee von Bad Heilbrunner mit einem „befriedigend“.
Anthrachinon wird von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) als mögliches Kanzerogen für den Menschen eingestuft. Die Substanz wurde früher als Pflanzenschutzmittel eingesetzt, ist jedoch seit 2009 in der EU verboten. Wie kommt dann die Substanz in den Tee? Anthrachinon entsteht bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe. In Südamerika werden die Trocknungsanlagen für Mate meist mit Kohle beheizt. Über die Abluft gelangt die Verbindung dann auf den Tee. Räuchern und Rösten des Tees können den Anthrachinon-Gehalt in die Höhe steigen lassen. Grüner Mate-Tee ist meist weniger belastet.
Die erste Firmen reagierten bereits auf das Testergebnis, Tee Gschwendner setzte den Verkauf vorsorglich aus. Bei Salus sei die Problematik schon länger bekannt. Bereits vor zwei Jahren wurde der geröstete Mate-Tee aus dem Sortiment genommen. Eine letzte Charge, die jedoch in diesem Jahr abläuft, sei noch im Handel. Nur den grünen Mate-Tee hat der Hersteller noch im Sortiment.
Sonnentor habe ein Vorabmuster der getesteten Charge überprüft und kam zu einem abweichendem Wert – geringer als Öko-Test. „Wir gehen von keiner Gefahr für den Teekonsumenten aus. Selbstverständlich wurde die Charge beim Wareneingang von einem unabhängigen Labor auf über 500 Substanzen kontrolliert, natürlich auch hinsichtlich Anthrachinon. Die gefundenen Werte entsprechen allen gesetzlichen Vorgaben, damit ist die Ware für den Verkauf freigegeben“, teilt eine Unternehmenssprecherin mit. Das unabhängige Labor ermittelte einen Wert von 0,02 mg/kg, somit wäre das Produkt verkehrsfähig.
„Wichtig in diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass Anthrachinon nur zu einem sehr geringen Teil, etwa zu einem Drittel, in den Tee-Aufguss übergeht. Der Grund: Anthrachinon ist schlecht wasserlöslich. Leider wurde diese Tatsache in keinem Wort erwähnt. Eine sichere Tagesdosis lässt sich von den wissenschaftlichen Daten für Anthrachinon aber nicht ableiten,“ heißt es weiter.
Wie genau die Substanz in den Tee gelangt, könnten auch Fachleute nicht klären. Sonnentor stellt folgende Vermutung an: „Für die traditionelle Herstellung wird Mate geröstet. Es wird vermutet, dass der Rauch der bei diesem Herstellungsprozess entsteht, eine mögliche Quelle ist. Eine gesundheitsschädigende Wirkung kann laut Bundesamt für Risikobewertung bislang nicht eindeutig belegt werden. Es gilt aber, den Stoff so weit wie möglich zu minimieren. Mit unserem langjährigen Handelspartner in Brasilien wird bereits eine neue Produktionsweise eingesetzt. Sonnentor Mate wird einige Minuten in Trommeln mit indirekter Befeuerung geröstet. Auf die Röstung erfolgt eine elektrische Trocknung. Der Gehalt an Anthrachinon ist deshalb bei unserem Mate Tee sehr niedrig, wie die uns vorliegende Analyse zeigt.“
Ebenso testete El Puente vorab und meldete abweichende Werte, doch auch das Ergebnis würde laut Öko-Test zu einer Abwertung um fünf Noten führen.