Nürnberg/Bayreuth

Mutmaßlicher Rezeptfälscher in U-Haft

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Berlin -

Mit gefälschten Kassenrezepten erbeuteten zwei unbekannte Täter starke Schmerzmittel aus mindestens fünf Bayreuther Apotheken. Möglicherweise ist einer der mutmaßlichen Täter in Nürnberg gefasst worden. Oder auch nicht.

Der Nordbayerische Kurier berichtete als erstes Medium vom mutmaßlichen Fahndungserfolg: „Die Ermittlungen werden sich noch einige Zeit hinziehen“ und sich auf das gesamte Bundesgebiet erstrecken, wird das Polizeipräsidium Mittelfranken zitiert. „Es sieht so aus, als würde es eine größere Sache.“ Möglicherweise sei ein osteuropäischer Drogenring beteiligt. „Es besteht der begründete Verdacht, dass es sich um die gleiche Bande handelt, die auch in Bayreuth vorstellig wurde.“ Einer der Männer sitze derzeit in U-Haft.

Doch mit einer möglichen Verbindung ist die Polizei noch sehr zurückhaltend: „Rezeptfälschungen sind auch in Nürnberg nichts ungewöhnliches. In diesem Zusammenhang ist vor ein paar Wochen ein Mann festgenommen worden.“ Er habe einen osteuropäischen Dialekt gesprochen. Eine Verbindung zu den Taten in Bayreuth sei nicht auszuschließen, aber nicht erwiesen. Der Mann sitze nach wie vor in U-Haft, zuständig sei jetzt die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Auch seinem Kollegen aus dem für Bayreuth zuständigen Polizeipräsidium Oberfranken lagen bei Nachfrage noch keine neueren Erkenntnisse vor. „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.“

Die beiden Männer hatten am Donnerstag, den 8. Juni, die Tabletten telefonisch bestellt und sie am darauf folgenden Samstag „für den Chef“ abgeholt, der sich gerade auf Montage befinde. „Die Rezepte waren perfekt gefälscht“, sagte Apotheker Wolfgang Bauer aus der Adler-Apotheke. Verordnet wurde dreimal das Schmerzmittel Tilidin 200/16 von Stada. „Mit Aut-idem-Kreuz und Ausrufezeichen“, betont der Pharmazeut. Betroffen von dem Vorfall waren alle seine vier Apotheken.

Den Betrügern wurden insgesamt zwölf Arzneimittelpackungen à 100 Stück ausgehändigt. Der Schaden habe nach einer Meldung der Polizei mehr als 700 Euro betragen. Möglicherweise seien noch weitere Apotheken betroffen gewesen.

Stutzig wurde dagegen Kollegin Alice Boß von der Apotheke im Med-Center. Sie gab dem Abholer nur eine Notration mit auf den Weg und erkundigte sich am darauf folgenden Montag beim auf dem Rezept angegebenen Arzt. Der erklärte die Verordnung für falsch. Boß verständigte die Polizei und warnte die anderen Apotheken per Rundschreiben.

Im Verdachtsfall rät der Polizeisprecher, verdeckt die Polizei zu informieren und nach Möglichkeit einen weiteren Termin mit dem Verdächtigen zu vereinbaren, zu dem auch Polizeibeamte anwesend sein können. Angesichts der professionellen Rezeptfälschungen rät ein Berliner Kollege den Apothekern, auf ihren Instinkt zu vertrauen, wenn ein fremder Kunde mit einem Rezept über Tilidin oder Diazepam vor ihnen steht. „Entscheidende Frage für den Apotheker sollte nicht sein, ob er die Fälschung erkennt, sondern ob er ein gutes Gefühl bei dem Rezept hat“, so der Sprecher.

Im Zweifel seien spezialisierte Beamte des Landeskriminalamts gute Ansprechpartner. „Ist dort niemand erreichbar und steht der Kunde wartend in der Offizin, können Apotheker auch die 110 wählen und ihren Verdacht prüfen“, erklärt der Sprecher. Sorgen, dass wegen eines falschen Alarms Kosten auf sie zukommen, müsse sich kein Apotheker machen. „Wir wünschen uns, dass im Zweifel angerufen wird“, betont der Polizeisprecher.

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