Panic Room

Notfallräume: Das Kaliber macht's

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Berlin -

Über einen Panic Room spricht man nicht. Das Bremer Unternehmen Turtle Saferooms liefert maßgeschneiderte Notfallräume. Es ist eines der wenigen Produkte, von denen der Hersteller seinen Kunden wünscht, dass sie sie niemals brauchen mögen.

Die Kosten eines Sicherheitsraums hängen vom gewünschten Widerstand ab: Ein Beispiel: Bei 3,2 mal 2 Metern Grundfläche kostet der Umbau bei einer Durchschusshemmung einer Magnum Kaliber 0,44 exakt 17.740 Euro. Geht man auf Nummer ganz sicher und wählt die Durchschusshemmung Kalaschnikow Kaliber 7,62, wird es teurer: Dann kostet der Panic-Room 54.073 Euro.

Jörg Allstädt hat das Unternehmen Turtle Saferooms 2015 gegründet. „Ich habe 13 Jahre als leitender Angestellter in einem Ingenieurbüro gearbeitet, war auf die Sicherheit für Fahrzeuge spezialisiert.“ Der Diplomingenieur in Maschinenbau hat unter anderem die UN, Politiker und Musiker beraten. Namen werden in dieser Branche nicht genannt. Auch Verbrecher lesen schließlich gerne.

Immer öfter fragten die Kunden Allstädt auch nach Lösungen für zu Hause. Was macht man im Notfall, wenn Fremde ins Haus eindringen? „Meine Angebote gehen weiter als eine Sicherheitstür. Meine Lösung ist eine Raum-in-Raum-Lösung, sodass kein Extraraum für den Panic Room erforderlich ist.“ Zu den beliebtesten Varianten gehörten der begehbare Kleiderschrank oder das begehbare Weinregal, wenn es darum geht, einen Panic Room einzurichten. „Für Außenstehende ist der Raum nicht als besonderer Raum zu erkennen“, sagt der Experte. Das wäre auch kontraproduktiv, denn der oder die Täter sollen im Idealfall gar nicht merken, dass sich im Haus Menschen befinden.

Die Türen eines Panic Rooms lassen sich binnen eineinhalb bis zwei Sekunden sicher verschließen. „Bei einem Überfall zählt jede Sekunde. Sowohl für die Opfer als auch für die Eindringlinge. Die haben keine Zeit zu verlieren.“ Idealerweise merken die Opfer den ungebetenen Besuch schon, wenn er aufs Grundstück gelangt, per Alarmanlage oder Videoüberwachung. Dann bleibt ihnen ausreichend Zeit, um den Schutzraum aufzusuchen.

„Meine Kunden sind wohlhabende Menschen, aber nicht ausschließlich 85-jährige Multimilliardäre, sondern auch viele junge Familien“, sagt Allstädt. Oft kommen Opfer von Überfällen oder Einbrüchen zu ihm, weil sie ihr Haus oder ihre Liegenschaft umbauen lassen wollen.

Das Thema Schusssicherheit sieht der Experte nahezu gelassen. „Der Gebrauch von Schusswaffen ist in Deutschland eher die Ausnahme“, sagt Allstädt. Kunden wären deshalb mit der Schusssicherheits-Variante FB 4 (sicher bis Kaliber 44) gut beraten. „Braucht ein Kunde für seine Villa in Südfrankreich einen Panic Room, würde ich Sicherheitsstufe FB 6 empfehlen, die ist auch kalaschnikowsicher“, so Allstädt. „Wir machen bei jedem Kunden anfangs eine Risiko- und Gefahrenanalyse.“ Apotheker hat er bislang nicht beraten, könnte sich aber gut vorstellen, dass auch hier Panic Rooms Sinn machen.

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