Pille danach, Nasenspray & Co.

Notdienst: Nachtschicht-Bingo sorgt für gute Laune

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Berlin -

Die Filialleiterin Michaela Allert hat zu den Notdiensten in der Philipp-Reis-Apotheke in Hessen zweierlei Meinungen: „Ich versorge die Patient:innen gern im Notdienst und freue mich, wenn ich helfen kann, aber eine ganze Nacht in der Bereitschaft bedeutet auch immer eine Trennung von der Familie.“ Um die Stimmung ein wenig aufzulockern, hat sich die Tochter der Apothekerin etwas Besonderes einfallen lassen: Ein Nachtschicht-Bingo.

Neun Felder gilt es im Notdienst abzuhaken. Welche Ereignisse in dem Nachtschicht-Bingo auftauchen, denkt sich Allerts Tochter kurz vor der Bereitschaft aus: „Das sind dann Sachen wie die Pille danach, Viagra oder auch die Frage von Anrufern, ob ich da sei.“ Zwischendurch berichtet Allert dann ihrer Tochter, wie viele Felder sie schon abhaken konnte. „Das heitert mich auf, und ich bin nicht mehr so traurig, dass ich die Nacht in der Apotheke verbringen muss“, so Allert.

Versorgung ist eine Katastrophe

Neben dem Notdienst-Bingo-Spiel hatte die Apothekerin im vergangenen Sonntagsdienst aber auch alle Hände voll zu tun. Bedingt durch die Lieferengpässe musste Allert oft telefonieren und mit den notdiensthabenden Krankenhausärzt:innen absprechen welche Medikamente noch vorrätig seien und welche Alternativen für nicht lieferbare Antibiotika gefunden werden können. „Bei Verordnungen für Erwachsene ist die Situation noch halbwegs erträglich. Für Kinder ist die Versorgung eine Katastrophe“, so Allert. „Erst in meinem vergangenen Notdienst hatte ich Eltern, für die unsere Apotheke bereits die neunte Anlaufstelle war. Das ist doch eine Zumutung.“

Wir arbeiten gut zusammen

Die Kinderärztin, die in unmittelbarer Nähe zur Apotheke ihre Praxis hat, ist mittlerweile aufgrund der fehlenden Medikamente ebenso verzweifelt: „Wir können zum Glück gut zusammenarbeiten und melden, was wir noch an Lager haben, aber die Vorräte werden immer weniger.“ Im Notdienst setzt Allert ebenso auf die gute Kommunikation: „Ich rufe im Krankenhaus direkt an und lasse mich zum Arzt oder der Ärztin durchstellen, das geht meist schnell. Von einer Kollegin aus dem Umfeld habe ich erst neulich gehört, dass sie geschlagene 45 Minuten in der Warteschleife hing, um ein Austausch-Antibiotikum zu erfragen. Das klappt hier im Ort besser, oft rufen uns die Ärzt:innen an, bevor sie etwas verordnen, und fragen was wir da haben.“

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