Notdienst-Floskel: „Sie sind doch ohnehin da“ Sandra Piontek, 06.06.2024 10:19 Uhr
Der Notdienst ist unter Apotheker:innen ein umstrittenes Thema: Die Bereitschaft, in „echten Notfällen“ zu helfen, ist groß, umso ärgerlicher ist jedoch die regelmäßige nächtliche Nachfrage nach abschwellendem Nasenspray: „Wenn ich mir dann noch eine Preisdiskussion anhören muss, nachdem ich rausgeklingelt wurde, finde ich das nicht mehr amüsant“, so ein Inhaber aus Hessen.
Ein preiswertes abschwellendes Nasenspray für Erwachsene kostet in der Regel um die 4 Euro. Beginnt der Notdienst im Anschluss an die reguläre Öffnungszeit, müssen Kund:innen zuzüglich zum ursprünglichen Preis eine Notdienstgebühr von 2,50 Euro zahlen. Bei manchen Patient:innen kommt das nicht gut an: „In meinem Notdienst kam ein Kunde und wollte ein Nasenspray für Erwachsene kaufen“, so ein Inhaber. „Als ich dafür 6,50 Euro kassieren wollte, wurde er ungehalten“, so der Inhaber.
Wie man darauf komme, das Nasenspray teurer zu verkaufen: „Der Kunde sagte, er hätte ein und dasselbe Spray neulich erst für 3,79 Euro in einer anderen Apotheke gekauft. Er verstand nicht, dass er plötzlich 6,50 Euro zahlen sollte“, berichtet der Apotheker. „Ich habe ihm erläutert, dass eine Notdienstgebühr fällig wird und der Preis so korrekt ist.“ Daraufhin habe der Kunde erwidert: „Wieso eine extra Gebühr, Sie sind doch ohnehin im Dienst“, so der Pharmazeut.
Schlussendlich habe er das Spray dann doch gekauft: „Viele Menschen verstehen nicht, was Notdienst heißt. In meinen Notdiensten habe ich häufig Nachfragen nach banalen Dingen wie Nasenspray oder Kondomen, auch eine Wund- und Heilsalbe wollte neulich jemand haben. Solche Dinge gehören aber in meinen Augen in den normalen Tagesdienst“, so der Inhaber.
Dass er nachts extra aufstehen müsse, nehmen die wenigsten Menschen wahr: „Ich weiß nicht, was die Leute denken, aber ich sitze nicht um 2 Uhr nachts da und warte, dass endlich jemand kommt.“