Wie ungehalten manche Kund:innen reagieren, wenn verordnete Medikamente nicht verfügbar sind, musste Apothekerin Janet Olgemöller im vergangenen Notdienst in der Schwanenbusch Apotheke erfahren. Beleidigungen wie „Halt endlich die Fresse“ ist nur eine der schlimmen Beschimpfungen, die sich die Inhaberin aus Essen anhören musste, weil sie einen Patienten abwies.
Lieferengpässe sind in den Apotheken landesweit gerade eines der heikelsten Themen. Im pädiatrischen Bereich fehlt es immer noch an den wichtigsten Antibiotika und Fiebermitteln: „Der Fiebersaftmangel beschäftigt uns noch immer sehr. Manchmal bekommen wir eine kleine Menge über den Großhandel, aber ausgerechnet vor meinem letzten Notdienst hatten wir zum Beispiel tagelang keine Lieferung mehr“, so Olgemöller. Vorrätig waren zu dem Zeitpunkt nur selbst hergestellte Ibuprofen-Säfte.
Die Krux: Fiebersäfte, die in der Rezeptur hergestellt wurden, können nicht auf sogenannten „Mischrezepten“ abgerechnet werden. Es müsste für die Abgabe ein neues Rezept ausgestellt werden mit einer Rezeptur-Verordnung. „In meinem Notdienst bekam ich eine Verordnung über Amoxicillin und Ibuflam von einem Patienten überreicht. Ich erklärte, dass Fiebersäfte im Moment Mangelware sind“, so die Inhaberin. Zudem erwähnte Olgemöller, sie könne den vorrätigen selbst hergestellten Saft nicht auf Rezept abrechnen.
„Ich muss folglich im Notdienst entscheiden, ob beispielsweise das Antibiotikum wichtiger ist oder das Fiebermittel“, so Olgemöller. „Den Fiebersaft hätte er selbst bezahlen müssen, dazu war der Patient aber nicht bereit. So ist die Situation schließlich eskaliert“, ärgert sich die Apothekerin. „Der Mann war ziemlich ungehalten und beschimpfte mich aufs Schlimmste. Du alte Hure, und ich weiß nicht, was ich mir noch anhören musste.“ Olgemöllers weitere Erklär-Versuche, wurden harsch mit „Halt endlich die Fresse, du alte Schlampe“ kommentiert. „Ich hatte Angst, dass er handgreiflich wird, deswegen bin ich von der Scheibe zurückgetreten und habe ihn schimpfen lassen, bis er schließlich ging“, so die Inhaberin. Bekannt war der Kunde der Apothekerin bislang noch nicht.
Nach den üblen Beschimpfungen im Dienst machte Olgemöller ihrem Ärger auf „TikTok“ Luft. In einem Video appelliert sie: „Leute, das muss nicht sein. Wir versuchen im Moment alles Mögliche, um euch zu versorgen.“ Olgemöller betont aber auch, dass „solche Situationen zum Glück die Ausnahme“ sind. Alle anderen Kund:innen sind „sehr dankbar, dass es bei uns wenigstens selbst hergestellte Säfte gibt, um kranke Kinder zu versorgen. Viele nehmen auch einen weiteren Weg auf sich, Hauptsache, sie bekommen die dringend benötigten Medikamente.“
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