Damit am Mittwoch die notdiensthabenden Apotheken die Versorgung bewältigen konnten, gehörte zur Protestvorbereitung auch die Aufklärung der Patient:innen: Nicht dringende Arzneimittel sollten am besten am Tag davor oder danach besorgt werden. Trotzdem war in der Rats-Apotheke in Rostock viel zu tun, sowohl tagsüber als auch in der Nacht, berichtet die notdiensthabende Apothekerin Nicole Rath.
Die Versorgung am Protesttag lief im Stadtgebiet in Rostock hauptsächlich über die Notdienstapotheke, aber auch diese beteiligte sich so gut sie konnte an der Aktion: In den Schaufenstern standen alle Zeichen auf Protesttag, die Türen blieben trotz Notdienst geschlossen. Die Patient:innen wurden ausschließlich über die Notdienstklappe bedient. Damit gleich von außen zu sehen sein würde, dass auch wirklich geschlossen ist, wurde ein Sichtschutz vor den Glasschiebetüren aufgebaut. Der Blick in die Offizin war so nicht möglich, wie Rath berichtet.
Dabei entstand am Vormittag auch die ein oder andere Schlange, denn an der Klappe wurde immer nur ein:e Patient:in zurzeit bedient, „das ist aus Datenschutzgründen schon gar nicht anders möglich“, so Rath. „Aber es soll ja heute auch eine Schlangenbildung geben“, nur dann könne die Nachricht auch ankommen. „Der Bundesgesundheitsminister behauptet zwar, dass er uns wertschätzt, davon merke ich aber nicht viel“, sagt sie.
Eine besondere Bevorratung für den Protesttag erfolgte nicht, „wir versuchen sowieso immer, gut bevorratet zu sein“, so Rath weiter. Angesichts der Lieferengpässe ist die Bevorratung sowieso ein schwieriges Thema. Denn auch in der Rats-Apotheke verwenden mehrere Mitarbeiter:innen viel Zeit darauf, trotz der Engpässe noch Arzneimittel beschaffen zu können. Im Backoffice war daher trotzdem das ganze Team vor Ort, auch wenn die Türen geschlossen waren. „Es gibt auch so immer genug zu tun“, so die Apothekerin. Auch die Ware vom Großhandel wurde wie gewohnt ausgeliefert.
Im Vorfeld wurde viel über den Protesttag aufgeklärt und Patient:innen auf Ausweichtage zum Arzneimittelkauf, scheinbar mit Erfolg: Es seien hauptsächlich Rezepte eingelöst worden, „die Masse war auch aktuell“, so Rath. Darunter Verordnungen über Dauermedikation, aber auch über Arzneimittel für die akute Versorgung.
„Es war tagsüber auf jeden Fall mehr zu tun als an einem Sonntags-Notdienst“, berichtet die Apothekerin, sonst sei das Patientenaufkommen aber mit einem normalen Tag zu vergleichen gewesen. „Die Nacht war aber anstrengend, es war auf jeden Fall mehr los als sonst bei einem Notdienst unter der Woche“, so Rath. Nach 18 Uhr sei es im Vergleich mehr als das Doppelte gewesen.
Dabei habe es sich aber um tatsächlich dringende Fälle gehandelt, darunter Entlassungen aus der Klinik. „Da ist es dann wirklich gut, dass man da ist“, so Rath. „Zwei oder drei Leute haben sich sogar entschuldigt, dass sie stören und sich bei mir bedankt.“ Die klassischen Anrufe à la „Sind Sie da?“ seien aber auch nicht ausgeblieben.
Der Protesttag war in der Nacht an der Notdienstklappe kein Thema, so Rath, auch tagsüber hätten sich die Gespräche dann eher am Infotisch, der vor der Apotheke aufgebaut war und von Apothekenteams aus Rostock betreut wurde, abgespielt. „Sonst hätten die Patient:innen an der Klappe ja auch noch länger warten müssen.“
Für die Zukunft wünscht sich Rath, dass es nicht bei der einen Aktion bleibt: „Wir müssen jetzt weiter dabeibleiben“, sagt sie, auch weitere Streiks seien denkbar. Gerade wenn nochmal große Demonstrationen stattfinden sollen, komme man um die Schließungen vermutlich nicht herum. „Sonst hat man ja auch gar keine Zeit, um zur Demo zu gehen“, so Rath. Wie auch bei der Bahn zeige ein Streik am besten auf, wer am Ende leidet, nämlich die Patient:innen.
APOTHEKE ADHOC Debatte