Die Industrie- und Handelskammern (IHK) sind nicht sonderlich beliebt, das gilt für Apotheker wie für alle anderen Pflichtmitglieder. Dabei sollen die Körperschaften doch die Interessen der regionalen Wirtschaft vertreten. In Nordrhein-Westfalen lief am Freitag und Samstag die Aktion „Heimat shoppen“. An der Kampagne haben sich mehrere Apotheken beteiligt, um sich von Versandapotheken abzugrenzen.
Annette Zimmermann hat die Tage genutzt, um gegen den Versandhandel mobil zu machen. „Für uns ist das Vor-Ort-Geschäft essenziell“, sagt die Inhaberin der Stadt-Apotheke Jansen in Mönchengladbach. Die Vorteile seien etwa die direkte Ansprache und Beratung sowie der Kontakt zum Arzt. Die Resonanz der Patienten auf die Aktion sei positiv gewesen. „Es ist wichtig, dem Kunden klar zu machen, wie entscheidend der Verkauf vor Ort ist“, betont sie.
Zimmermann ging es nicht nur um ihre Apotheke, die sie 2005 von ihrem Vater übernommen hatte. „Eine einzige Bestellung im Internet bringt mich nicht um“, sagt sie. Die Innenstädte bekämen aber generell ein Problem, wenn Verbraucher nur noch online kauften. Die Apothekerin hat sich für die Aktion 50 Papiertüten mit dem Aufdruck „Ich bin Heimatshopper“ vom örtlichen Gewerbekreis liefern lassen und diese verteilt.
Apotheker Wolfgang Häntschel aus Troisdorf hat seine Kunden an beiden Tagen mit einem Bonustaler im Wert von 50 Cent beschenkt. Die Ursula-Apotheke und die Linda-Apotheke wiesen außerdem mit Flyern und Postern auf die Vorteile des Vor-Ort-Geschäfts hin. Das Team der Glückauf-Apotheke in Dinslaken hat am Samstag eine spezielle Kosmetikberatung angeboten.
Die IHKen wollen sich mit der Aktion nicht gegen das Versandgeschäft positionieren: „Wir als IHK dürfen den Internethandel nicht schlecht machen“, sagt eine Sprecherin. Stattdessen solle auf die Versorgungsfunktion und die wirtschaftliche Bedeutung der Händler für die Gemeinden hingewiesen werden.
Wie viele Apotheken insgesamt mitgemacht haben, kann man bei der IHK nicht konkret sagen. Nicht alle Pharmazeuten hätten aktiv Werbematerialen angefragt. Viele Betriebe würden die Aktion außerdem als Anstoß nutzen, um mit eigenen Ideen auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. Insgesamt beteiligten sich rund 120 Städte, im Vorjahr waren es noch knapp 20.
Materialien wie Poster, Buttons, Flyer und die Papiereinkaufstüten seien kostenlos verteilt worden, so die Sprecherin. Die IHKen Mittlerer Niederrhein, Aachen und Bonn/Rhein-Sieg sowie die Niederrheinische und Südwestfälische IHK zu Hagen haben teilgenommen. Schirmherr der Aktion ist NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD).
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