Das Absetzen eines Notrufs kann für Hörgeschädigte zur Herausforderung werden und im Ernstfall zuviel Zeit kosten. Eine spezielle App soll nun Abhilfe schaffen und den Notruf erleichtern.
Bislang müssen Hörgeschädigte bei einem Notruf auf das Fax zurückgreifen. Alternativ können Familie, Freund:innen oder Gebärdendolmetscher:innen helfen – wenn sie grade zur Stelle sind. Bei einem Notfall können dadurch lange und womöglich gefährliche Wartezeiten entstehen. Die Notruf-App „nora“ soll den Vorgang nun erleichtern und hörgeschädigten Menschen erstmals ermöglichen, den Notruf per App abzusetzen.
In der vergangenen Woche ging die App in 15 Bundesländern an den Start. Lediglich in Berlin wird sie aufgrund administrativer Verzögerungen verspätet zum Einsatz kommen. Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei können nun von Betroffenen digital gerufen werden. Die App schließt damit eine wichtige Lücke in der Versorgung hörgeschädigter Menschen.
Nach dem Download der App müssen sich die Nutzer:innen einmalig anmelden. In einem Profil können persönliche Angaben zu Vorerkrankungen gemacht werden, die der Notrufstelle beim Übersenden eines Notrufs übermittelt werden. Wird der Notruf gewählt, erkennt die App den Standort des Handys und übermittelt diesen mit nur einem Klick an die Leitstelle.
Die Nutzer:innen der App werden dann durch mehrere Fragen geführt, die helfen sollen die Lage einzuschätzen: Soll Feuerwehr oder Polizei alarmiert werden? Gibt es Verletzte? Geht es um einen Brand oder Einbruch? Nach Beantwortung der Fragen wir der Notruf schließlich abgesetzt. Die App kann nicht nur von hör- oder sprachbehinderten Menschen verwendet werden. Auch für Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen oder solchen, die in einer Notlage unter Schock stehen und nicht sprechen können, sei der Einsatz denkbar.
Da die Nachfrage aktuell sehr groß ist, wird auf der Website darüber informiert, dass die App vorläufig nicht über die App Stores, sondern nur über den Support erhältlich ist. „Um die hohe Nachfrage verarbeiten zu können, sind Arbeiten an der Infrastruktur für das Notruf-System nötig geworden.“ Per Mail oder über ein Kontaktformular kann der individuelle Zugang vermittelt werden. „Natürlich werden wir die App so bald wie möglich wieder für alle zugänglich in den App Stores bereitstellen.“
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