Apotheker sollten nicht nur ihre Kunden umfassend zu allen Gesundheitsthemen beraten – auch mit dem eigenen Körper sollten sie gut umgehen und im Idealfall als gutes Beispiel vorangehen. Apothekerin Sarah Sonntag will anlässlich des Weltnichtrauchertages daher mit dem Rauchen aufhören – es ist jedoch nicht ihr erster Versuch vom Glimmstängel weg zu kommen.
Für Sarah Sonntag soll der heutige Notdienst ein ganz besonderer werden. In der vergangenen Woche hat die Apothekerin zahlreiche Meldungen und Beiträge zum Weltnichtrauchertag gelesen und einige Kunden auch dahingehend beraten. „Eigentlich Ironie, dass ich als Raucherin den Kunden was vom Rauchstopp erzählen will“, hatte Sarah Mitte der Woche zu ihrer Kollegin gesagt. „Warum hörst du dann nicht einfach auf?“, entgegnete diese schließlich. Sarah musste lachen: „Einfach?! Na, wenn das mal so leicht gehen würde!“
Doch eigentlich war die Idee gar nicht so schlecht: Schließlich würde sie damit nicht nur sich und ihrem Körper etwas Gutes tun, sondern auch ihrer Familie. Ihre Kinder finden nämlich, dass „Mama nach dem Rauchen immer eklig stinkt“. Also hat Sarah ihre ganzen Vorräte an Hülsen, Tabak und Kippen entsorgt – bis auf eine einzige Zigarette, die sie feierlich vor dem Notdienst rauchen möchte, bevor der Start in das Leben als Nichtraucher beginnt.
So steht sie also am Hintereingang der Apotheke und packt das Objekt der „Noch-Begierde“ aus der Jackentasche: Sie dreht die Zigarette hin und her und nimmt sie von einer Hand in die andere. Plötzlich steckt sie sie weg: „Was ich hier mache ist totaler Quatsch“, meint sie schließlich zu sich selbst. „Die kann ich mir auch schon sparen und gleich beginnen“, tönt sie hochmotiviert und geht in die Apotheke, um den Dienst zu beginnen.
Während die Motivation Sarah anfänglich noch Euphorie und Adrenalinschübe gewährt, klopft nach einigen Stunden die Sucht an: „Du hast lange keine Zigarette mehr geraucht – meinst du nicht?“, schallt es im Kopf der Apothekerin, der mittlerweile brummt wie ein Rathaus. Doch Sarah bleibt standhaft und arbeitet sich durch die Berge an Papierkrieg, die sich durch die ganzen Vorschriften der vergangenen Wochen getürmt haben. Weitere Stunden vergehen und Sarah wird langsam unleidlich: Sie hat Hunger, Kopfschmerzen und fühlt sich ausgebrannt – und überhaupt: Eigentlich will sie nur „eine rauchen“. Irgendwie muss man den Stress und die Arbeit ja kompensieren. „Glaubst du wirklich, dass das die richtige Lösung ist?“, fragt Max. Sarah wirft ihm einen vorwurfsvollen Blick zu: „Deine klugen Ratschläge brauche ich jetzt wohl am wenigsten!“, faucht sie.
Zwischen Papieren, Vorschriften und Rezepten geht die Apothekerin immer wieder nach vorne zur Notdienstklappe, um den hilfesuchenden Kunden mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Doch auch hier verlassen die eigentlich so geduldige Apothekerin allmählich die Nerven. Sie muss sich wirklich zusammenreißen, um bei Diskussionen über Preise und Lieferengpässe nicht aus der Haut zu fahren. „Ich habe gedacht, die Ablenkung auf der Arbeit würde mir guttun und den Entzug erleichtern“, meint sie zu Max. Doch im Vergleich zu den anderen Versuchen, ist dieser hier mit Abstand der schlimmste.
Die Apothekerin macht in dieser Nacht kaum ein Auge zu – getrieben von Nervosität und Unruhe schleicht sie durch Labor, Offizin und Büro, anstatt Ruhe im Schlafsessel zu finden. Plötzlich fällt ihr ein, dass sie noch ihre Reserve-Zigarette in der Jackentasche hat. Die Vernunft setzt kurzzeitig aus, Sarah geht zur Garderobe und schnappt sich die Zigarette samt Feuerzeug. Als die an der Hintertür ankommt will sie gerade das Feuerzeug betätigen, als sie die Klingel der Notdienstklappe hört. Aufbrausend nimmt sie Feuerzeug und Zigarette und entsorgt beides in der Mülltonne des Hinterhofs. Sie schließt die Hintertür zu, verstaut den Schlüssel in der dafür vorgesehenen Schublade und stampft zur Notdienstklappe. Vielleicht hilft die Arbeit ihr ja doch beim Rauchstopp.
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