Medikamententests

Nigerianer verklagen Pfizer dpa, 30.06.2010 12:07 Uhr

New York - 

Nigerianische Familien dürfen den weltgrößten Pharmakonzern Pfizer in den USA für Medikamententests an ihren Kindern vor Gericht bringen. Sie werfen dem Hersteller vor, ohne ihr Einverständnis das Antibiotikum Trovan (Trovafloxacin) an 200 Jungen und Mädchen getestet zu haben. Elf der Kindern starben laut Klageschrift, andere wurden demnach blind, taub oder erlitten Hirnschäden.

Das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten wies ohne weitere Begründung einen Einspruch von Pfizer ab. Das Unternehmen sieht die US-Justiz als nicht zuständig an und verneint jede Schuld. Pfizer argumentiert, die Familien und die nigerianische Regierung seien über die Tests mit dem damals noch nicht zugelassenen Medikament informiert gewesen.

1996 hatte ein Ausbruch der Hirnhautentzündung in Nigeria Tausende Menschen getötet. Pfizer sagt, dass die mit Trovan behandelten Kinder eine höhere Überlebenschance gehabt hätten.

Trovan - einst einer der Verkaufsschlager von Pfizer - ist umstritten. Nachdem die Gesundheitsbehörde FDA schwere Leberschäden festgestellt hatte, darf das Antibiotikum in den USA nur in Notfällen bei Erwachsenen angewendet werden. In Europa ist es seit 1999 verboten. Mit nigerianischen Behörden hat sich Pfizer bereits auf die Zahlung von 75 Millionen Dollar geeinigt, um Klagen beizulegen.