Nigeria verklagt Pfizer Alexander Müller, 25.10.2007 16:10 Uhr
Nigeria verklagt den weltgrößten Pharmahersteller Pfizer. Dem US-Unternehmen wird vorgeworfen, 1996 während einer Dreifachepidemie von Maser, Cholera und Meningitis, bei der 12.000 Menschen starben, illegal Medikamente an Kindern getestet zu haben. Von den 200 Kindern, die Presseberichten zufolge damals mit dem Antibiotikum Trovan behandelt wurden, seien elf gestorben. Bei den anderen Kindern sei es zu erheblichen Nebenwirkungen gekommen, Fälle von Blindheit, Taubheit, Lähmung oder Hirnschäden wurden berichtet. Nun verlangt Nigeria 7 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 4,89 Milliarden Euro) Schadensersatz für die Familien der Kinder.
Pfizer bestreitet die Vorwürfe. Der Einsatz des Medikaments in dem staatlichen Krankenhaus sei in Übereinstimmung mit der Regierung und internationalem Recht erfolgt. Der milliardenschwere Konzern geht vielmehr in die Gegenoffensive: Pfizer drängt darauf, einen belastenden Bericht aus dem Jahr 2001 nicht zu berücksichtigen. Der Verantwortliche und Mitarbeiter des nigerianischen Gesundheitsministeriums, Abdusalami Nasidian, sei befangen, meint Pfizer. Nasidian habe bereits zuvor versucht, die klinischen Tests des Antibiotikums zu unterbinden. Da er nun den Vorsitz der Ermittlungen führe, könne Pfizer kein faires Verfahren erwarten, sagte ein Sprecher gegenüber der französischen Nachrichtenagentur Agence France-Presse.
Der Gerichtshof soll diese Anfrage nicht berücksichtigen, entgegnet die nigerianische Regierung. Es sei keine Zeichen von Befangenheit, sollte Nasidian bereits Einwände gegen die klinischen Studien gehegt haben. Die nigerianische Justiz droht Pfizer offen mit Verhaftungen. Sollten der ehemalige CEO William C. Steere und neun andere Pfizer-Mitarbeiter nicht zum Verhandlungstermin am 6. November erscheinen, werde Nigeria Interpol einschalten. Bisher scheiterten alle Versuche der Parteien, sich außergerichtlich zu einigen.