„Niemand soll für sich allein kämpfen müssen“ Julia Germersdorf, 24.05.2023 14:56 Uhr
Jens Kosmiky, Inhaber von vier Apotheken im Kreis Herford und Vorstandsmitglied des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL), hat sich mit dem Kreisvertrauensapotheker Edward Mosch zusammengetan, um Kolleg:innen in der Region über das Protestvorhaben am 14. Juni zu informieren – und sie zum Mitmachen einzuladen.
Die Informationen zum Protesttag kommen beim AVWL nicht vom Vorstandsvorsitzenden Thomas Rochell selbst, sondern man teilt sich auf und vertraut die Aufgabe der einzelnen Bezirksgruppenvorsitzenden an. Als Vorsitzender der Bezirksgruppe Herford hat Kosmiky sich an seinen Kreisvertrauensapotheker Edward Mosch gewendet und sich mit ihm kurzgeschlossen.
Proaktive Kontaktaufnahme
„Wir sind die Sache gemeinsam angegangen“, berichtet Kosmiky. Kurzerhand sei eine Nachricht an sämtliche Kolleg:innen im Kreis Herford verfasst worden, damit alle Bescheid wissen. „Wir kümmern uns. Niemand soll für sich allein kämpfen müssen und sich fragen, was es überhaupt für Möglichkeiten gibt.“
Nach ersten Kontaktanregungen seien bereits viele Telefonate geführt worden. Er freue sich, dass große Bereiche, auch aus den anderen Bezirken, geschlossen mitmachen. „Aus unserem Kreis sind schon Löhne, Vlotho und Enger komplett mit dabei.“
Demonstrationsmarsch durch Herford
Der Gedanke, der im Kreis Herford verfolgt werde, sei, dass die Apotheken komplett geschlossen sind und auch niemand vor Ort ist. „Es gäbe möglicherweise böses Blut, wenn beispielsweise eine Mutter mit einem kranken Kind und einem Antibiotikarezept kommt. Wenn dann auch noch jemand vor Ort ist und die Belieferung verweigert, ist Ärger nachvollziehbar. Das wollen wir gerne vermeiden. Ebenso wäre es nicht zweckmäßig, eine Ausnahme zu machen, so hart das klingt.“
Deswegen wird man sich zentral treffen, nämlich in Herford. „Sehr wahrscheinlich Richtung Rathaus, das steht aber noch nicht ganz fest. Wir vereinbaren einen Marsch in voller Montur durch Herford. Kittel, Warnweste, Schilder, alles was so geht.“ Alle Apothekenmitarbeite:innen und Befürworter dieser Aktion seien herzlich eingeladen, sich diesem Protest anzuschließen.
Details stünden noch nicht ganz fest, „aber so lautet die grobe Richtung, um auf breiter Front bekannt zu machen, warum wir da sind, was wir wollen und weshalb wir ein bisschen lauter werden.“
Verständnis auf allen Seiten
„Die notdiensthabende Apotheken werden wahrscheinlich ihre Türen aufhaben und nicht einzig und allein durch die Klappe bedienen“, schätzt Kosmiky. „Das ist möglicherweise auch nicht zu schaffen, da dieser Betrieb am Protesttag wahrscheinlich wesentlich stärker frequentiert sein wird. Das sorgt nur für Unmut, der absolut nicht sein muss. Das wollen wir gar nicht. Wir wollen den Menschen ja helfen – und das auch weiterhin, flächendeckend und langfristig.“ Genau deshalb müsse dieser „Streik“ jetzt auch sein. Man streike oder protestiere im Übrigen weder gegen die Patient:innen, noch gegen die Ärzt:innen.
Allerdings sollte die reguläre Stammmedikation nicht unbedingt an diesem Tag gewünscht werden. „Es wird niemand da sein. Und dass es da nicht zu Unstimmigkeiten kommt, holen wir natürlich unsere Patient:innen und umliegenden Ärzt:innen mit ins Boot. Wir informieren alle. Und bisher gibt es auch durchweg Verständnis.“