In dem Parkplatzstreit in Delmenhorst hat sich die Stadt mit dem betroffenen Apotheker und dem Arzt geeinigt: Vor der Süd-Apotheke in Düsternort hatte die Stadt Anfang April in einer Nacht- und Nebelaktion mit Findlingen eine Stellfläche abgesperrt. Notwendige Parkplätze für Kunden und Patienten fielen damit weg. Jetzt einigten sich die Beteiligten gütlich. Die Findlinge aber sollen bleiben.
Bis vor kurzem konnten Patienten sowohl vor der Apotheke als auch auf dem Eckgrundstück gegenüber parken. „Dort gibt es einen Wendehammer, daneben liegt eine Grünfläche, auf der in der Regel widerrechtlich geparkt wurde“, sagt der Fachbereichsleiter im Rathaus, Fritz Brünjes. „Das wurde toleriert.“
Als sich aber eine Fahrerin beim Parken auf der Fläche den Unterboden ihres Autos aufriss, beschwerte sie sich bei der Stadt, der die Fläche gehört. „Plötzlich stellte sich die Haftungsfrage“, so Brünjes. Das Ergebnis der Prüfung: Die Stadt haftet. Die Verwaltung reagierte umgehend und sperrte die Grünfläche ab.
Schätzungsweise fünf Stellflächen fielen damit weg. So genau weiß die Stadt nicht, wie viele es waren, das wurde nicht geprüft. „Dann gab es Ärger“: Kunden der Apotheke und Patienten der Arztpraxis hätten sich beschwert. Zwei Stadtratsmitglieder hätten Anträge gestellt, die Findlinge wieder zu entfernen oder eine andere Lösung zu finden – alternativ sollte festgestellt werden, was der Ausbau der Fläche als Parkplatz koste. „Wir mussten uns damit auseinandersetzen“, sagt Brünjes.
Mit Arzt und Apotheker habe man sich vor Ort getroffen und verhandelt. Die Stadt lehnte es ab, die Grünfläche umzubauen und so öffentliche Parkplätze zu schaffen. „Wir haben solche Situationen im ganzen Stadtgebiet. Jeder Grundstückseigentümer muss selbst sicherstellen, dass die notwendigen Stellplätze da sind.“ Zudem fehle der Stadt das Geld.
Die Aussicht auf eine finanzielle Beteiligung des Apothekers und des Arztes sei als Option weggefallen: „Die Rückmeldung der beiden war auf Nachfrage sehr verhalten“, sagte Brünjes. Allgemeinmediziner Dr. Andrei Dinescu und Apotheker Norbert Bäumer wollten das Grundstück ursprünglich kaufen und auf eigene Kosten aufarbeiten.
Bauliche Maßnahmen soll es nun gar nicht geben: Stattdessen würden Markierungen gezogen, halb auf der Straße, halb auf dem Gehweg. So entstünden bis zu fünf neue Stellflächen. „Die Autos hätten theoretisch auch vorher dort parken können. Die Stellflächen gab es. Praktisch ging es aber nicht, weil alle von dem Wendehammer direkt auf die Grünfläche gefahren sind“, so Brünjes.
Gelöst worden sei nun auch das Problem, dass vor Ort eine Bushaltestelle liege. Diese werde nur einmal in der Woche angefahren – wenn der Bus die Kinder einer Grundschule zum Schwimmunterricht bringe. In diesen Stunden sollen die Markierungen frei bleiben. Zu allen anderen Zeiten könne dort geparkt werden. Zudem soll ein Altkleidercontainer, der aktuell noch im Weg steht, entfernt werden: „Der steht ohnehin illegal dort“, sagte Brünjes. In den nächsten Wochen sollen die Markierungen gezogen werden.
Die Findlinge sollen bleiben. Schließlich sei die Fläche Grünfläche, nicht Parkfläche. „Sie soll sich entwickeln. Für die Stadt haben solche Flächen eine gewisse Bedeutung – auch ökologisch.“ Arzt und Apotheker sind noch verhalten: „Ich warte die Umsetzung ab und freue mich dann, wenn die Parkplätze hier geschaffen sind“, sagt Bäumer. Dinescu äußert sich gar nicht.
Anfang April waren die Fronten noch verhärtet gewesen: Dinescu hatte die Aktion als Willkür kritisiert. Für die zahlreichen Patienten und Kunden, die täglich kämen, würden dringend mehr Stellflächen benötigt. „Wir leben in einem Brennpunktviertel, mit vielen sozial Schwachen, auch vielen Gehbehinderten, die auf einen ungehinderten Zugang zur Versorgung angewiesen sind“, sagte er damals.
Besonders ärgerlich sei die fehlende Kommunikation gewesen: Praxis und Apotheke, die beide seit mehr als 25 Jahren vor Ort seien, seien nicht informiert worden. „Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, das ist enttäuschend.“ Die Verantwortung für eine vernünftige Versorgung sahen sie allein bei der Stadt. Nach Lösungen sei jedoch nicht gesucht worden.
Die Stadt hatte die Kritik zurück gewiesen: Es handele sich bei dem „widerrechtlich genutzten Rasenstück“ nicht um eine Parkfläche. In der Vergangenheit seien durch die unsachgemäße Nutzung der Fläche an Geh- und Radweg enorme Schäden in Höhe einer dreistelligen Summe entstanden.
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