Abrechnungsbetrug

Lehrerin fälschte Rezepte – Zwangsversteigerung

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Berlin -

Eine Realschullehrerin aus Osnabrück soll über Jahre hinweg mit gefälschten Rezepten fast eine Million Euro ergaunert haben. Damit soll sie dann auf Shoppingtour in Luxusboutiquen gegangen sein, kaufte Designer-Taschen, teuren Schmuck und sogar ein Haus. Die Staatsanwaltschaft hat beim Landgericht jetzt Anklage gegen die Frau erhoben. Um einen Teil des Schadens wiedergutzumachen, wird die mondäne Handtaschensammlung der Frau nun versteigert.

Mit einem simplen Trick war es der 65-Jährigen gelungen, Rezepte im Wert von knapp einer Millionen Euro zu fälschen und die Sachbearbeiter der Beihilfestelle jahrelang zu täuschen: Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, soll die Frau mit einer Nagelschere, einem Apothekenstempel und einem Farbdrucker mindestens fünf Jahre lang Rezepte manipuliert haben.

Wegen einer Erkrankung habe die Pädagogin das teure Medikament für eine Darmerkrankung tatsächlich regelmäßig verschrieben bekommen. Allerdings soll sie das Rezept für weitaus höhere Mengen ausgestellt haben. Insgesamt kamen so laut Staatsanwaltschaft rund 16.000 Euro monatlich zusammen. Im nicht rechtsverjährten Zeitraum – in diesem Fall die zurückliegenden fünf Jahre – soll die Beamtin so mehr als 900.000 Euro zu Unrecht bekommen haben.

In der Regel strecken Beamte die Kosten für Medikamente- und Arztrechnungen vor und reichen die Belege später zur Erstattung bei der der privaten Krankenversicherung (PKV) und beim Niedersächsischen Landesamt für Bezüge und Versorgung (NLBV) ein. Bei den Belegen für die Beihilfe soll die Frau Mengenangaben und somit die Erstattungshöhe manipuliert haben. Aufgefallen ist der massenhafte Betrug zunächst niemandem.

Das so ergaunerte Geld investierte sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft zum Teil in Luxushandtaschen. Mit diesen – so soll sie es gegenüber der Staatsanwaltschaft Osnabrück eingeräumt haben – habe sie sich „Glücksmomente des Lebens“ verschaffen wollen. Sie sei in einen regelrechten Rausch geraten. Auch investierte sie laut Staatsanwaltschaft in Deko, teuren Schmuck und sogar ein Haus. Allein die Taschen-Sammlung soll laut einem Bericht der Osnabrücker Zeitung einen Wert von rund 100.000 Euro haben.

Auf die Schliche gekommen sind die Ermittler der Frau im Herbst vergangenen Jahres offenbar durch einen Tipp aus dem NLBV. Damals durchsuchten mehrere Staatsanwälte und zahlreiche Polizeibeamte das laut Staatsanwaltschaft „luxuriös eingerichtete Einfamilienhaus“ der Frau in Osnabrück.

Auch die Apotheke, deren Stempel die Lehrerin gefälscht haben soll, stand zwischenzeitlich im Fokus der Ermittler. Nach einer Durchsuchung habe sich aber der Verdacht nicht erhärtet, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Man gehe davon aus, dass die Mitarbeiter der Apotheke keine Ahnung von den Betrügereien hatten. Die Medikamente, die die Lehrerin für ihre Darmerkrankung tatsächlich kaufte, bezog sie offenbar nicht in der betroffenen Apotheke.

Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft beim Osnabrücker Landgericht eine Anklage wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Urkundenfälschung in 112 Fällen erhoben. Die Höchststrafe dafür liegt bei bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe. „Ich sehe da eigentlich keine Bewährungsstrafe bei einem so hohen Schaden“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft gegenüber NDR.

Ab einem Jahr Freiheitsstrafe verliere man als Beamter zudem seinen Job und werde mit Rechtskraft des Urteils entlassen. Die 65-Jährige werde in diesem Fall ihre sämtlichen Pensionsansprüche verlieren. Sie wurde bereits vom Dienst suspendiert.

Um den Schaden für die Staatskasse auszugleichen, sollen nun Luxushandtaschen der Frau, zu denen Exemplare der Edelmarken Louis Vuitton, Hermes und Bottega Veneta gehören, versteigert werden. Die Auktion laufe auf der Internetplattform justiz-auktion.de, so Retemeyer. Es seien zunächst 26 der hochpreisigen Modeartikel auf der Auktionsplattform eingestellt worden. Der Neupreis der Designer-Handtaschen liege zum Teil bei mehreren tausend Euro.

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