In Delmenhorst spitzt sich derzeit ein Streit um Parkplätze vor einer Apotheke und einer Arztpraxis zu. Bislang konnten Patienten sowohl vor der Südapotheke in Düsternort als auch auf dem Eckgrundstück gegenüber parken. Jetzt hat die Stadtverwaltung kurzen Prozess gemacht und das Grundstück mit Findlingen abgesperrt.
Der Allgemeinmediziner Dr. Andrei Dinescu kritisiert die Aktion als Willkür. „Die Verwaltung behauptet, dass genug Parkplätze vorhanden seien“. Das stimme jedoch nicht. „Die Parkplätze sind komplett dicht.“ Für die zahlreichen Patienten und Kunden, die täglich kämen, würden dringend mehr Stellflächen benötigt. „Wir leben in einem Brennpunktviertel, mit vielen sozial Schwachen, auch viele Gehbehinderte, die auf einen ungehinderten Zugang zur Versorgung angewiesen sind.“ Teilweise kämen die Kunden mit Rollstuhl oder Rollator. Jetzt müssten die Autos auf dem Gehweg geparkt werden, da die Stellflächen nicht ausreichten. Bei Dinescu hätten sich bereits Patienten beschwert.
Die Verwaltung habe in einer Nacht- und Nebelaktion die massiven Steine platziert, so dass niemand mehr durchkomme. „Das hat die Verwaltung selbstständig entschieden, ohne Absprache.“ Arzt und Apotheker, die beide seit mehr als 25 Jahren vor Ort seien, seien nicht informiert worden. „Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, das ist enttäuschend.“ Auch eine Begehung sei nicht durchgeführt worden. „Es gab keinen Grund für die Aktion“, findet der Allgmeinmediziner.
Zudem sei es Aufgabe der Stadt, eine vernünftige Versorgung zu gewährleisten. Nach Lösungen sei jedoch nicht gesucht worden. Dinescu und Apotheker Norbert Bäumer wollten das Grundstück, dass der Stadt gehört, auf eigene Kosten aufarbeiten. „Wir wollten die Fläche selbst herrichten. Das wurde uns nun aus der Hand genommen.“
Ein Fahrzeugschaden habe den Stein ins Rollen gebracht: Eine Kundin hatte sich beim Parken auf der Fläche den Unterboden aufgerissen und sich bei der Stadt beschwert. Die reagierte sofort. Die Beamten wiesen die Kritik an der Absperrung laut dem Delmenhorster Kreisblatt zurück. Parkplatzbedarf gebe es nicht, insgesamt 13 Stellplätze stünden zur Verfügung, davon einer für Schwerbehinderte.
Zudem handele es sich bei dem „widerrechtlich genutzten Rasenstück“ um eine Grün- und nicht um eine Parkfläche, so ein Rathaus-Sprecher gegenüber der Zeitung. In der Vergangenheit seien durch die unsachgemäße Nutzung der Fläche an Geh- und Radweg enorme Schäden entstanden. Eine dreistellige Summe sei für die Schadenbehebung ausgegeben worden, zitiert die Zeitung.
Unabhängigen-Ratsherr Peter Stemmler habe bei der Stadt beantragt, die Findlinge wieder zu beseitigen – alternativ sollte festgestellt werden, was der Ausbau der Fläche als Parkplatz koste. Auch Vertreter der SPD und der FDP, bei den sich Wähler beschwert hätten, seien mittlerweile vor Ort gewesen, um sich die Verkehrssituation anzusehen und sich zu informieren.
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