Demenzpatienten müssen aus Expertensicht früher als bislang behandelt werden. „Es dauert etwa zwei Jahre, bis die Art der Demenz diagnostiziert wird“, sagte der Essener Neurologe Richard Dodel anlässlich des 89. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in Mannheim. Patienten würden zu selten neuropsychologisch getestet. „Das ist aufwendig und dauert meist etwa eine Dreiviertelstunde“, sagte Dodel. „Dafür ist im normalen Praxisalltag meist keine Zeit.“ Neue Therapieansätze zielten auf das Stadium, in dem die Krankheit noch am Anfang stehe oder noch gar nicht aufgetreten sei.
Von diesem Mittwoch an kommen rund 6000 Experten für den Neurologenkongress in Mannheim zusammen. Auf dem Programm stehen 580 Vorträge in 82 Symposien. Am 21. September ist zudem Welt-Alzheimertag.
Dodel zufolge werden Patienten mit Verdacht auf Demenz zu selten an Fachärzte verwiesen. Manche Erkrankte ignorierten aber auch den ärztlichen Rat, sich an einen Experten zu wenden. „Ein Teil der Erkrankung ist ja, dass man sich selbst nicht als krank einstuft.“ Frustrierend sei, dass es keine Medikamente gebe, um Demenz zu stoppen, sagte Dodel. „Solche Medikamente müssen dringend entwickelt werden.“ Mit den Mitteln, die zur Zeit zur Verfügung stünden, könnten nur Symptome gelindert werden.
Der neurologische Schlafexperte Geert Mayer betonte anlässlich des Kongresses, wie wichtig genügend Schlaf sei, um einer Demenz vorzubeugen. „Im Schlaf wird das Gehirn von Abbauprodukten gereinigt“, erläuterte Mayer. „Wer dauerhaft zu wenig schläft, baut Eiweißabbauprodukte des Gehirns nicht richtig ab und es kommt zu einer Anreicherung dieser Ablagerungen, die zu Parkinson, Demenz und anderen neurodegenerativen Erkrankungen führen kann.“
Heute wüssten die meisten Menschen gar nicht mehr, wie viel Schlaf sie wirklich bräuchten, sagte Mayer. „Da unsere Gesellschaft insgesamt weniger schläft als früher, ist es auch relativ klar, dass wir alle ein chronisches Schlafdefizit haben.“
APOTHEKE ADHOC Debatte