Transplantationsmedizin

Neue Vorwürfe gegen Münchener Klinik dpa, 05.10.2012 14:58 Uhr

Berlin - 

Im Münchner Organspende-Skandal werden nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung neue Vorwürfe gegen das Klinikum Rechts der Isar laut. Demnach soll das Krankenhaus auch alkoholkranke Patienten auf die Warteliste für eine Lebertransplantation genommen haben. Das berichtete die Zeitung unter Berufung auf mehrere Transplantationsexperten.

Nach den Richtlinien der Bundesärztekammer müssten Alkoholiker aber „für mindestens sechs Monate völlige Alkoholabstinenz eingehalten“ haben, bevor sie ein Anrecht auf eine Spenderleber haben. In einem konkreten Fall soll eine Patientin, die gar als „hochgradig alkoholabhängig“ beschrieben wurde, im Jahr 2011 eine Leber erhalten haben. Sie sei wenige Tage nach der Transplantation gestorben.

Zuvor schon hatte es Medienberichte über Unregelmäßigkeiten bei Organtransplantationen an der Münchner Klinik gegeben. So sollen bei zwei Lebertransplantationen Patienten aufgrund von vermeintlichen Dialyseergebnissen auf der Warteliste nach oben gesetzt worden sein. Zudem sollen Krebspatienten trotz Metastasen eine neue Leber bekommen haben. Auch das verstoße gegen die Transplantationsrichtlinien und sei mit der Stiftung Eurotransplant nicht abgesprochen gewesen, hieß es.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung stand das Lebertransplantationsprogramm am Klinikum Rechts der Isar unter großem Druck, seit im Jahr 2006 der Wissenschaftsrat die geringe Zahl der dort verpflanzten Lebern kritisiert hatte.