Anja Alchemilla ist aus dem Urlaub zurück. Zurück in der Filiale sinniert sie über ihren Beruf, die Arbeit in der Apotheke und Routinen die langweilen können, aber auch eine gewisse Sicherheit im Alltag bringen. Die öffentliche Apotheke ist besser als ihr Ruf, findet sie.
Es war sehr erholsam im Urlaub, aber Anja schließt auch gerne die Türe der Filiale wieder auf. Sie freut sich darauf, ihre Kollegen und die Kundschaft wiederzusehen. Wem geht es wieder besser, wo ist vielleicht ein Kind geboren worden oder ist jemand umgezogen? In einer Apotheke mit vielen Stammkunden sollte man ein Menschenfreund sein und sich für deren Belange ehrlich interessieren. Eine Stunde vor der Öffnung geht sie durch die Apotheke und schaut, ob und was sich während ihrer Abwesenheit verändert hat. Sie fühlt sich zuhause.
Auf ihrem Schreibtisch liegt die Post, die laut Absender nur von ihr persönlich geöffnet werden darf, um den Rest hat sich ihre PKA vorbildlich gekümmert. Ein kurzer Blick über die Briefe verrät ihr, dass es immer noch vorwiegend die DSGVO-Einwilligungen sind. Obwohl deren Änderungen schon länger nicht mehr aktuell sind, flattern wöchentlich die Einwilligungsformulare diverser Firmen ins Haus. Wann das wohl ein Ende hat?
Die Arzneimittelrückrufe muss Anja nicht durchsehen, da sie sich im Urlaub online auf dem Laufenden gehalten hat. Sowas hat ja viele Vorteile, aber ebenso einige Nachteile, findet sie. Die Digitalisierung bedeutet eben auch, dass es den klassischen Feierabend wie er früher einmal war, nicht mehr geben wird. Dieses ständige erreichbar sein ist durch Smartphones und soziale Netzwerke inzwischen nicht nur für Manager obligat, es ist auch in Arbeitsfeldern wie der Apotheke angekommen.
Beim Schlendern durch Offizin und Freiwahl findet Anja zwei neue Aufsteller von Kosmetikfirmen. Schön sehen sie ja aus, aber ist es wirklich notwendig, das Sortiment immer wieder neu aufzulegen und zu verbreitern? Erstens gibt es langsam Platzprobleme und zweitens wird es so unübersichtlich, dass man für die Beratung langsam mehr Zeit aufwenden muss, als für die Arzneimittel, die verkauft werden. Ohne regelmäßige Fortbildung durch die Herstellerfirmen blickt man eigentlich nicht mehr durch. Kein Wunder, dass sich Douglas jetzt PTA zum Verkaufen ihrer Produkte sucht denkt sie.
Aber ist es denn wirklich erstrebenswert sich außerhalb der Apotheken nach einem Arbeitsplatz umzusehen? Sind PTA und Apotheker in einer Kosmetikfiliale nicht deutlich überqualifiziert? Wird es nicht nach ein paar Monaten einfach langweilig dort? Anja hat sich mit einer ehemaligen Angestellten unterhalten, die in ein Labor der pharmazeutischen Industrie gewechselt hat. Die Kollegen sind nett und die Bezahlung besser als in der Apotheke, aber es ist immer wieder dieselbe Arbeit, immer wieder die gleichen Handgriffe zu erledigen. Die PTA hat erzählt, dass sie sich weiterhin über Online-Fortbildungen über alles was die Apotheken angeht auf dem Laufenden hält. Vielleicht will sie irgendwann wieder zurück wenn es ihr doch zu langweilig wird...
Nein – jeden Tag das Gleiche zu tun, käme für Anja nicht in Frage. Eine gewisse Routine hilft natürlich bei der Bewältigung des Arbeitsalltages, aber zu viel darf es dann doch nicht sein. Gedanklich einrosten und unflexibel werden will sie auf keinen Fall. Dann doch lieber das tägliche Kämpfen gegen die Windmühlen der manchmal überbordenden Bürokratie, die vermeintliche Willkür der Krankenkassen wenn wieder eine Retax ins Haus flattert und die minutenlangen Warteschleifen der Arztpraxen. Wenigstens weiß man in einer Apotheke niemals, was der Tag alles bringen wird. Spannender ist es bestimmt weder in einem Büro noch in einem Labor.
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