Arbeitsplatzwechsel

Neu im Team: Im Job gut ankommen dpa/APOTHEKE ADHOC, 10.07.2017 12:27 Uhr

Berlin - 

Neuer Job, neues Glück? Ganz so einfach ist der Wechsel des Arbeitsplatzes nicht immer. Schließlich geht es nicht nur darum, die neuen Aufgaben zu erledigen – sondern auch darum, sich ins Team zu integrieren. Und das kann knifflig sein. Auch in Apotheken kann der Einstieg schwierig sein, vor allem wenn „Alphatiere“ aufeinandertreffen oder feste Hierarchien vorherrschen.

Die Mail, die mal wieder an einem vorbei gegangen ist. Das Feierabendbier, bei dem man wieder nicht dabei ist. Oder die Mittagspause, die man – wieder mal – alleine verbringt: Im neuen Job ist es oft nicht leicht. Denn neben den neuen Anforderungen oder ungewohnten Arbeitsweisen können es auch die Kollegen sein, die den Einstieg erschweren. Wie schafft man es, im neuen Job gut anzukommen? Und was kann man tun, wenn es bei der Integration ins Team hakt? Vor allem sollten die Fragen zum Kleidungsstil vorab mit dem Chef geklärt werden: Kittel oder Polo, Latschen oder feste Schuhe, Rock oder Hose.

Wichtig ist: Es liegt nicht nur an einem selbst. Zum guten Start können auch Vorgesetzte einen Beitrag leisten – indem sie zum Beispiel eine Vorstellungsrunde und die Einarbeitung organisieren. In Apotheken eignet sich ein Pate, der für neue Kollegen Ansprechpartner ist und in alle Arbeitsabläufe und die Räumlichkeiten einweiht. Hat man eine Bezugsperson, kann die Scheu vor Fragen geringer sein. Aber Neue müssen auch selbst von Anfang an etwas dafür tun, aufgenommen zu werden. „Nicht warten und sich beobachtend zurücknehmen“, rät Karriere-Coach Bernd Slaghuis aus Köln. „Sondern sich von Anfang an aktiv einbringen und zum Beispiel nach Aufgaben fragen, die man übernehmen kann.“

In den Apotheken sind die Aufgaben oft klar verteilt, nicht immer kann und muss jeder alles. Genehmigungen, Kostenvoranschläge, Hilfsmittel, Retaxationen oder Rezeptur können einige Schwerpunkte von Kollegen sein. So kann man sein Wissen einbringen, weitergeben und bei den Kollegen punkten – die dadurch entlastet werden können.

Auch Beraterin Anne Forster aus Zürich rät zur Eigeninitiative. Ein Tipp zum Beispiel: Das Intranet des Unternehmens lesen – so findet man heraus, was im Krankheitsfall zu tun ist oder wie es mit den Urlaubsanträgen läuft. Außerdem sollte man sich das Organigramm der Firma anschauen. Das hilft zum Beispiel beim Lernen der Namen. Und wer die weiß, zeigt Wertschätzung den neuen Kollegen gegenüber.

Außerdem sollte man in der Einarbeitungsphase alle wichtigen Informationen notieren, rät Forster. Ein kleines Notizbuch in der Kitteltasche, kann alle wichtigen Informationen speichern. So hat man den Joker immer in der Tasche, das gibt Sicherheit und erspart Nachfragen. „Man kann sich nicht alles merken und Nachfragen zu Details oder einzelnen Arbeitsschritten kommen bei Kollegen besser an als ‚Kannst Du es nochmal erklären? Ich habe es vergessen.`“ Vieles könne man sich auch abschauen: Zum Beispiel wie die Kollegen sich am Telefon melden oder wie sie mit Kunden umgehen.

Vor allem das neue Computersystem kann es in sich haben. Die Apothekensoftware unterscheidet sich zum Teil stark zwischen den einzelnen Anbietern. Ist man mit der Technik fit, sinkt die Unsicherheit und die neuen Kollegen sind beeindruckt. Die Arbeitsabläufe und der Handverkauf sind meist wie „Fahrradfahren“ – das hat man verinnerlicht, aber der Computer kann eine kleine Hürde darstellen. Zudem sollte man das Warenlager checken – sind häufig beratene und empfohlene Arzneimittel vorrätig oder muss man diese in Rücksprache mit dem Chef an Lager legen – das festigt die Beratungskompetenz. Auch die Lagerstandorte sollte man kennen, damit man nicht durch die Apotheke irrt und unseriös wirkt.

Mit Sätzen wie „Das haben wir immer so gemacht“, kann man bei den neuen Kollegen auch nicht punkten und sich die Integration erschweren. Sicherlich kann man gemeinsam Arbeitsabläufe gemeinsam mit dem Team verbessern, aber das sollte vielleicht nicht gleich in der ersten Woche geschehen. Ohnehin sollte man sich anfangs an die Gepflogenheiten im Team anpassen.

Selbst den Anschluss suchen: Es geht aber nicht nur darum, Fragen zur Arbeit zu stellen – Coach und Psychotherapeutin Monika Stützle-Hebel rät auch, beim Mittagessen oder Feierabendbier zu fragen, ob man sich anschließen darf. „Man kann natürlich auch eine Abfuhr kriegen, aber das sollte man riskieren, damit man reinkommt.“

Ob das Reinkommen schwer oder leicht ist, liegt auch an der Vorgeschichte: Wurde die Stelle neu geschaffen, war das Team wahrscheinlich ziemlich ausgelastet. „Dann ruhen viele Hoffnungen auf dem Neuen, dass er Entlastung bringt“, erklärt Stützle-Hebel. In diesem Fall sei es wichtig, offen darüber zu sprechen, wie viel Zeit man für die Einarbeitung bekommt. Am Anfang sind Einsteiger schließlich noch nicht so produktiv.

Dafür haben sie wahrscheinlich nicht das Problem, mit dem Vorgänger verglichen zu werden. Das ist häufig dann der Fall, wenn ein beliebter Kollege von sich aus geht oder „gegangen wird“, wie Stützle-Hebel erklärt. Es könne sein, dass ein Team dann regelrecht um den Vorgänger trauert. Das sollten Neue nicht persönlich nehmen oder als Abfuhr verstehen. Diese Phase könne durchaus ein paar Wochen dauern. Ist der beliebte Kollege gefeuert worden, sympathisiert das Team oft verstärkt mit ihm. „Das muss man als Neuer auch ein Stück weit aushalten.“ Dabei hilft es, sich zu verdeutlichen, dass der Ärger nicht einem selbst gilt, sondern eigentlich dem Vorgesetzten.

Manchmal hilft aber alles Bemühen nichts und man wird zum Mittagessen nicht gefragt und steht bei wichtigen Mails nicht in cc. Dahinter muss nicht immer böse Absicht stecken. Die Kollegen können auch selbst unsicher sein oder es schlicht und einfach aus Gewohnheit im Alltag vergessen, den Neuen einzubeziehen, wie Slaghuis sagt. Sein Rat: Wer das Gefühl hat, im Team nicht anzukommen, sollte das bei den Kollegen ansprechen – ohne gleich Vorwürfe zu machen.

Besser sei zu erklären, was man empfindet und wie es einem damit geht. Dabei sollte man auch sagen, was man sich stattdessen wünscht. Wenn das nicht fruchtet, müssen Neue wohl oder übel den Chef einschalten – gerade wenn es um Dinge geht, die sie daran hindern, ihre Arbeit vernünftig zu machen, wie Slaghuis betont. Zum Beispiel wenn Informationen vorenthalten werden oder notwendige Zusammenarbeit abgeblockt wird. „Man sollte aber so fair sein und den Kollegen ankündigen, dass man mit dem Chef spricht.“

Ein solches Gespräch findet am besten nicht zwischen Tür und Angel statt. Am besten macht man dafür einen Termin, rät Stützle-Hebel. „Man sollte auch sagen, wie viel Zeit man gerne hätte.“ Wichtig sei auch, in diesem Gespräch nicht „Das Team schließt mich aus“ zu sagen, sondern die eigene Wahrnehmung und die eigenen Gefühle zu schildern – am besten mit Beispielen.