Studie zu Packungsbeilage

Nebenwirkungen werden zu selten erfasst

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Berlin -

Jeder zweite Patient in Deutschland hatte bereits Nebenwirkungen bei der Einnahme von Arzneimitteln, tatsächlich wird aber nur jede hundertste auftretende Nebenwirkungen offiziell erfasst. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Agentur Promio im Auftrag von Medikura, einem Anbieter digitaler Nebenwirkungsmeldungen.

Fast jeder weiß, dass die Tabletten, die er in der Apotheke bekommt, auch Nebenwirkungen haben können, teils gar schwere. Trotzdem schaut nur ein Viertel der Patienten bei jedem verschriebenen Arzneimittel in die Packungsbeilage. Mehr als ein Drittel wirft nie oder nur in Einzelfällen einen Blick hinein. Promio hatte im September 1535 Frauen und Männer zwischen 25 und 60 Jahren befragt. „Die Ergebnisse der Studie zeigen uns, wie wichtig es seitens der Hersteller ist, den Patienten einfache und verständliche Beipackzettel an die Hand zu geben und deren Aktualisierung in Bezug auf Nebenwirkungen ernster zu nehmen“, so Medikura-Gründer Dr. Philipp Nägelein.

Dabei sieht der Erhebung zufolge eine große Mehrheit der Befragten die Bedeutung des Beipackzettels. Wenn sie nach Nebenwirkungen suchen, schauen demnach 80 Prozent dazu in die Packungsbeilage – und scheinen sie ernst zu nehmen. Denn 39 Prozent gaben an, sich schon einmal aufgrund der angegebenen Nebenwirkungen gegen die Einnahme eines Medikaments entschieden zu haben, weitere 40 Prozent haben das in Erwägung gezogen. Dabei gab nur eine hauchdünne Mehrheit von 51 Prozent an, sie habe das Gefühl, über Nebenwirkungen ausreichend aufgeklärt zu sein. 49 Prozent geht es nicht so.

Von den Befragten hatte mehr als die Hälfte bereits Erfahrungen mit Arzneimittelnebenwirkungen gemacht. 4 Prozent gaben an, häufig Nebenwirkungen zu haben, bei 18 Prozent seien bisher einmal vorgekommen. Mit 31 Prozent gab fast ein Drittel an, gelegentlich mit Arzneimittelnebenwirkungen zu kämpfen zu haben. Mit 47 Prozent hat weniger als die Hälfte keine negativen Erfahrungen gemacht. Dem entsprechen auch die Antworten auf die Einstellung zur Medikamenteneinnahme: Weniger als ein Drittel gab an, sich keine Sorgen aufgrund möglicher Nebenwirkungen zu machen. 17 Prozent sind nach eigenen Angaben immer besorgt, mit 53 Prozent mehr als die Hälfte manchmal.

Davon wiederum haben 40 Prozent diese Nebenwirkungen auch weitergemeldet: 85 Prozent an ihren behandelnden Arzt, 20 Prozent an den Apotheker und 12 Prozent auch direkt an den Hersteller. Dennoch wird laut Medikura nur 1 Prozent der auftretenden Nebenwirkungen auch offiziell erfasst. „Beobachtungen legen nahe, dass aufgrund der Komplexität des Meldeprozesses, des zeitlichen Aufwands oder der unsicheren Kausalität der Nebenwirkungen Meldungen oft unerfasst bleiben“, erklärt das Unternehmen in der Studie.

Und daran hat es auch ein Interesse. Medikura betreibt die Plattform Nebenwirkungen.de und will damit Patienten, Ärzte und Hersteller in einem System verbinden. Das 2017 gegründete Start-up wirbt damit, Nebenwirkungsmeldungen benutzerfreundlich zu gestalten. Dabei werde nicht nur die Handhabung vereinfacht und beschleunigt, sondern auch der Kommunikationskanal in beide Richtungen geöffnet.

„Im Grunde brauchen wir ein integriertes Meldesystem für alle Beteiligten, das heißt Patienten, medizinische Fachexperten und Hersteller, um Informationen zu Arzneimittelrisiken in Echtzeit auszutauschen“, erklärt Mitgründerin Dr. Friderike Bruchmann. „Dem Patient kommt dabei die wichtige Rolle des Impulsgebers zu, indem er seine Meldung initiieren und durch seinen behandelnden Arzt oder Apotheker ergänzen lassen kann.“ Das Studiendesign stützt ihre Auffassung erwartungsgemäß: Demnach gaben 60 Prozent der Befragten an, dass ihre Bereitschaft, Nebenwirkungen auch online zu melden, hoch oder sehr hoch sei.

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