Nebenwirkung

680.000 Euro wegen Dauererektion APOTHEKE ADHOC, 08.07.2015 14:03 Uhr

Berlin - 

Rodney Cotton hat 39 seiner 50 Lebensjahre im Gefängnis verbracht. Sechs Tage davon waren für ihn besonders schlimm: Schwere Nebenwirkungen des Medikaments Risperdal (Risperidon) führten zu einer Dauererektion. Wegen einer bipolaren Störung war er mit dem Neuroleptikum behandelt worden. Nun wurde der Mann per Gerichtsentscheid dafür entschädigt, dass ihm das Personal eine entsprechende Behandlung verweigert hatte.

Als seine Erektion am langen Wochenende um den Independence Day im Jahr 2011 nicht mehr nachließ, alarmierte der damalige Häftling das Gefängnispersonal. „Er ging nicht mehr runter“, erinnerte sich Cotton später. Auch das Laufen sei schwierig gewesen. Wegen des Feiertags vertrösteten ihn die Wärter aber auf die kommende Woche.

Erst als Cotton Schmerzen in der Brust vortäuschte, ermöglichte man ihm einen Arztbesuch. Die Mediziner schickten ihn allerdings mit Kühlpacks und Schmerzmitteln wieder zurück in die Zelle. Sogar seine Mutter schaltete sich zwischenzeitlich ein, um ihrem Sohn Hilfe zu verschaffen.

„Ich konnte keine Jeans mehr tragen, ich musste fast eine ganze Woche in kurzen Hosen oder Boxershorts ausharren“, berichtete Cotton. Dennoch wurden seine Beschwerden von den Gefängniswärtern nicht als Notfall bewertet.

Schlussendlich bekam Cotton einen weiteren Termin beim Gefängnisarzt, der ihn zur Notoperation ins Krankenhaus schickte. Die Ärzte setzten ihm einen Katheter ein. Aber auch hier kam es zu Komplikationen, die Wunde verheilte nicht. Die Fäden der genähten Stelle wuchsen ein und mussten in einer weiteren Operation entfernt werden.

Weil seine mehrmaligen Bitten nicht zu einer angemessenen Behandlung führten, beklagt der Mann nun neben andauernden Schmerzen im Penis auch den Funktionsverlust seines Organs. Gegenüber der amerikanischen Zeitung „Daily News“ sagte Cotton: „Sie haben mir meine Männlichkeit genommen. Es ist entwürdigend. Wir sind hier, um uns fortzupflanzen. Jetzt kann ich meinen Pflichten als Mann nicht mehr nachkommen.“

Im Jahr 2012 verklagte Cotton die Stadt, das Gefängnis und die städtische Health and Hospitals Corporation auf 10 Millionen US-Dollar Entschädigung. Ein New Yorker Gericht sprach dem Mann nun 750.000 Dollar (rund 680.000 Euro) zu. „Wenn ich die Wahl hätte zwischen dem Geld und der Wiederherstellung meiner Männlichkeit – ich würde mich sofort für meine Männlichkeit entscheiden“, sagte Cotton, der inzwischen auf freiem Fuß ist.

Auch die Beziehung mit seiner Freundin habe durch die Ereignisse Schaden genommen. Mit dem Geld will Cotton nach Atlanta zu seiner Tochter ziehen. Für ihn sei dies ein Neuanfang, sagte er der „Daily News“. Außer Risperdal erhielt er auch Herzmittel, Präparate gegen Asthma, Diabetes und weitere Krankheiten.