Nahrungsergänzungsmittel mit Wunderwirkung: Die Staatsanwaltschaft ist einer Reihe von mutmaßlichen Kaffeefahrt-Betrügern auf der Spur: Bislang gibt es den Ermittlern zufolge 23 Beschuldigte. Ein Hersteller aus Mittelhessen sitzt in Untersuchungshaft. Die Nahrungsergänzungsmittel sollen Verbrauchern auf Kaffeefahrten zu überhöhten Preisen als Wundermittel angepriesen worden sein.
Seit 2011 sollen auf Kaffeefahrten demnach in großen Mengen Nahrungsergänzungsmittel bundesweit und im benachbarten Ausland illegal vertrieben worden sein. Die Produkte wurden in Ampullen für bis zu vierstellige Beträge verkauft. Die Inhaltsstoffe entsprachen jedoch nicht der Deklaration. Die mutmaßlichen Fälscher prießen die „Vitaminkuren“ vor allem älteren oder kranken Menschen an.
Der Fall kam durch einen 84-jährigen Rentner aus Norddeutschland ins Rollen. Er sollte für die angebotenen Präparate auf einer Kaffeefahrt 3400 Euro zahlen. Dafür sollte er ein Produkt erhalten, das angeblich aus den USA stammte und „mit seiner einzigartigen Wirkung“ auch in Deutschland vertrieben werden sollte. Nachdem er keine Wirkung spürte, wandte sich der Mann letztlich an die Polizei.
Bereits im September 2011 kam es daraufhin in Norddeutschland zu mehreren Durchsuchungen, unter anderem bei einem Bremer Unternehmen, das Nahrungsergänzungsmittel vertreibt. Die Ermittler stießen dabei auf eine Verbindung zu einem Hersteller in Mittelhessen.
Der 65-jährige Betreiber aus Hessen wird beschuldigt, die Nahrungsergänzungsmittel für das Bremer Unternehmen hergestellt zu haben, bisherigen Erkenntnissen zufolge jedoch ohne Überprüfung durch die zuständigen Behörden. „Weder die Herstellung noch die Deklaration entsprachen den dafür zu beachtenden lebensmittelrechtlichen Vorschriften“, so die Ermittler.
Die Polizei durchsuchte mit rund 100 Beamten Gebäude in Hessen, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Bayern und Berlin. Dabei wurden unter anderem verkaufsfertige Nahrungsergänzungsmittel beschlagnahmt. In der Fabrik wurden mehrere tausend Ampullen, Verpackungsmaterial, rund 200 Kilogramm Rohstoffe sowie fünf Maschinen zur Herstellung, Befüllung und Verpackung der Präparate sichergestellt.
Den Beschuldigten wird banden- und gewerbsmäßiger Betrug in Verbindung mit Verstößen gegen das Lebensmittel-, Futtermittel- und Bedarfsgegenständegesetz vorgeworfen. Außerdem wird wegen Verstöße gegen die Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung und Nahrungsergänzungsmittelverordnung ermittelt.
Die Verdienstspanne sei für die Betreiber der „Kaffeefahrten“ ausgesprochen lukrativ gewesen, so die Ermittler. Die Händler hätten mit dem illegalen Geschäft bis zu 35-fache Gewinnspannen erzielt.
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