Traditionsapotheke zu verkaufen

Nachfolgersuche: Inhaber hat Anforderungen

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Berlin -

Dieses Jahr blickt die Reichsadler-Apotheke auf ein 155-jähriges Bestehen zurück und plant gleich zwei Feiern: „Wir werden mit unserer treuen Kundschaft, aber auch separat mit geladenen Gästen das Jubiläum zelebrieren“, freut sich Inhaber Klaus-Hartmut Iltgen. Zusammen mit seiner Frau führt er die Apotheke bereits in der dritten Generation. Aktuell befindet er sich auf Nachfolgersuche: „Ich sehe es nicht als Problem, jemanden zu finden, nur passen muss es“, so Iltgen. Er weiß genau, welche Eigenschaften der oder die neue Inhaber:in haben sollte.

„Das ist eine Apotheke mit Geschichte. Wir sind eine dörfliche Gemeinschaft, jeder kennt jeden“, so Iltgen. „Wir beraten von der Oma bis zum Enkel. Ich möchte auf gar keinen Fall, dass dieses Geschäft zu einem Discounter umfunktioniert wird.“ Er ist optimistisch, eine:n passende:n Nachfolger:in zu finden: „Es gibt Interessenten, nur noch keine passgenauen“, so Iltgen. „Ich habe gewisse Ansprüche an die Person, die einmal diese Traditionsapotheke weiterführt.“

Dabei sollte der oder die Nachfolger:in auf jeden Fall „fit in der Herstellung“ sein. „Das haben wir in der Vergangenheit zu genüge gesehen, wie wichtig die Rezeptur wieder geworden ist. Nach der sogenannten 100er-Regel wurden beispielsweise Säfte und weitere Präparate hergestellt“, so der Inhaber. „Diese Regelung hat zuletzt geholfen, die Engpässe bei Antibiotika und Fiebermitteln abzufedern.“ Er bezieht sich aber nicht nur auf die Lieferengpässe: „Die Herstellung bietet eine gewisse Krisenfestigkeit in prekären Lagen, auch im Hinblick auf Kriegsgeschehen oder andere Krisensituationen“, so Iltgen.

Nachfolger mit Hang zur Homöopathie

Auch auf eine Affinität zur Homöopathie und Anthroposophie legt er großen Wert: „Wir sind seit Jahrzehnten in diesem Gebiet unterwegs und davon überzeugt. Wenn Karl Lauterbach die Homöopathie nun ausklammern und solch eine Traditionsmedizin einfach wegwischen will, dann ist das eine Steilvorlage, um aus der gesetzlichen Krankenversicherung auszutreten. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich durch unüberlegte Aktionen der Politik noch mehr Spaltung in der Gesellschaft breitmacht“, so der Apotheker und Mediator Iltgen. „Für den Nachfolger ist die Zugewandtheit zu dem Thema Homöopathie wünschenswert. Der Mehrwert für die Patienten zahlt sich in der besseren Genesung aus.“

Wichtig sei auch eine ausreichende Finanzierung: „Die Person muss liquide sein, um ein großes Warenlager aufrechtzuerhalten beziehungsweise aufzubauen. Wir kennen das von früheren Zeiten“, berichtet Iltgen. „Es war damals üblich, ein breites und tiefes Warenlager zu haben. Mit solch einer Warenwirtschaft ist man auch für Krisensituationen gewappnet.“ Im Hinblick auf die heutige Zeit merkt er an: „Es kann nicht sein, dass ein modernes Land wie Deutschland so lange an Lieferengpässen leidet.“

Für die Zukunft der Apotheken zeichnet er drei denkbare Szenarien:

  1. Die Verstaatlichung der Apotheken schreitet voran: „Wir sind schon jetzt kein freier Beruf mehr. Es wird größtenteils nach Paragraphen gearbeitet. Man denke nur an die Rezeptabrechnung“, so der Inhaber.
  2. Lauterbach will eine Planwirtschaft machen: „Dann zahlt er jedem Inhaber eine Stilllegungsprämie, so wie es die Obstbauern in der Landwirtschaft am Bodensee erhalten haben.“
  3. Die Schließungswelle rollt weiter: „Die stillen Schließungen, wie sie gerade stattfinden, schreiten voran. Das muss natürlich gestoppt werden, damit das soziale Gefüge in den Ortsteilen der Städte und Gemeinden erhalten bleibt.

Für den Apothekennachwuchs hat er trotzdem positive Worte: „Es ist ein schöner Beruf, er muss nur revitalisiert werden“, so Iltgen. Der Apothekenmarkt sei besonders: „Für junge Pharmazeuten ist es eine Herausforderung, sie müssen sich viel mit Politik auseinandersetzen. Es lohnt sich aber“, findet er.

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