Nach Tod des Apothekers: Nachfolger gesucht Silvia Meixner, 12.01.2019 09:20 Uhr
Die Para-Dressur-Reiterin Elke Philipp sucht nach dem Tod ihres Mannes einen Käufer oder Pächter für ihre Rathaus-Apotheke im bayerischen Treuchtlingen. Bis April muss eine Entscheidung fallen.
Derzeit führt ein Verwaltungsapotheker das Unternehmen. Und Elke Philipp kämpft für das Lebenswerk ihres Mannes. Die Apotheke hatte die beiden auch zusammengeführt, dort haben sie sich kennengelernt, sie heirateten 2005. Als bei dem Apotheker Krebs festgestellt wurde, glaubten er und seine Frau lange Zeit an Heilung. Bis zu einem Rückschlag Anfang vergangenen Jahres. „Er ist in meinen Armen gestorben“, sagt Philipp.
Nach seinem Tod im vergangenen April stand die medizinisch-technische Laboratoriums-Assistentin, die nach ihrer Ausbildung Großlabormanagement studierte, plötzlich allein mit einer Apotheke da. Sie selbst kann das Unternehmen nicht führen, da sie keine Pharmazeutin ist.
Im Alter von 20 Jahren erkrankte sie an einer Hirnhaut- und Kleinhirnentzündung. Seitdem lebt die Para-Dressur-Reiterin mit Beeinträchtigungen ihres Bewegungsapparates, geht an Krücken und hat einen permanenten Luftröhrenschnitt. Sie ist Teil der deutschen Equipe und sportlich sehr erfolgreich. So gewann sie zum Beispiel bei den Sommer-Paralympics 2016 mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille, bei den Europameisterschaften 2017 war sie mit dem Gewinn von zwei Medaillen die erfolgreichste deutsche Teilnehmerin. Im vergangenen Oktober gewann das Team der deutschen Para-Dressurreiter bei den Welt-Reiterspielen in den USA die Bronzemedaille. 2020 will sie zu den Paralympics nach Tokio.
Derzeit hat die Nachfolger-Suche Priorität. Zuerst dachte Philipp an Verkauf, nun könnte sie sich auch eine Verpachtung vorstellen. „Drei Interessenten waren schon da. Die Apotheke wäre für junge Menschen optimal, die sich etwas aufbauen möchten“, sagt sie. Viel Anfangsstress hätten sie dabei nicht: „Sie können sich einfach in die Offizin stellen und anfangen.“ Personal ist da: „Wir haben drei PTA, eine PKA und bei einem guten neuen Chef oder einer Chefin bleiben sie“, sagt Philipp. Sie möchte die Apotheke gern erhalten: „Ich will das Erbe meines Mannes aufrechterhalten.“
Die Uhr läuft, spätestens zum ersten Todestag des Apothekers muss eine Entscheidung fallen. Dann läuft die Frist aus, innerhalb derer ein Nachfolger gefunden werden muss. Vielen Interessenten ist der Standort nicht geläufig: „Viele fragen, wo die Stadt eigentlich liegt“, erzählt sie. Treuchtlingen liegt im Altmühltal, wird als „Thermenstadt im Naturpark Altmühltal“ beworben, hat rund 13.000 Einwohner und derzeit drei Apotheken.
Die Rathaus-Apotheke liegt im Zentrum der Stadt und ist eine Linda-Apotheke: „Sie wurde im Jahr 2003 neu aufgebaut und hat neues Inventar.“ Zwei Eingänge, einer davon rollstuhlgerecht und einen direkten Zugang zum Ärztehaus nebenan gibt es auch. Im Ärztehaus gibt es fünf Ärzte, im Umkreis drei weitere.
„Treuchtlingen liegt sehr idyllisch“, rührt Philipp die Werbetrommel, „es gibt von der Grund- bis zur Gesamtschule sehr gute Schulen hier, die Stadt ist auch ein Hochschulstandort für Sportmanagement. Durch die Therme und das Altmühltal vor der Haustür haben wir hier einen hohen Freizeitwert. Ingolstadt ist rund 50 Kilometer entfernt, Augsburg und Nürnberg rund 70 Kilometer.
In den vergangenen Monaten gab es zwar Gespräche mit Interessenten, die meisten haben sich aber wieder zerschlagen. „Ein Apotheker aus Berlin hat sich zum Beispiel gemeldet, er wollte immer schon ins Altmühltal, sucht eine Landapotheke.“ Wer genug vom Lärm und Stress der Großstadt hat, ist hier richtig. „Die Immobilienpreise sind günstig, man kann mit einer jungen Familie optimal bauen.“
„Eine Apotheke in einem Ärztezentrum zum Sterben verurteilen – das geht doch nicht“, sagt Philipp. Für den Fall, dass sich trotz intensiver Suche in den nächsten Monaten niemand findet, hat sie schon Plan B. Dann bekommt Treuchtlingen eine neue Ärztepraxis. „Die Räume kann man problemlos umbauen“, sagt sie.