Nach der heftigen Denotation einer Kugelbombe an Silvester vor der Pommern-Apotheke in Berlin, war die Inhaberin Roya Gharahghozlo wenige Minuten später am Tatort. „Ich war fünf Minuten entfernt und habe den heftigen Knall gehört“, sagt sie. Nach Diskussionen mit der Polizei durfte sie in die Offizin und harrte dort bis zum nächsten Nachmittag aus. Die Apothekerin fordert ein Böllerverbot – „das darf so nächstes Mal nicht mehr passieren“.
Die Explosion der Kugelbombe beschädigte mehrere Häuser und zerschmetterte auch ein großes Schaufenster der Pommern-Apotheke. Gharahghozlo wurde in der Silvesternacht von einer Freundin informiert und lief umgehend zur Apotheke. Schockiert stellte sie dort fest, dass die große Scheibe zerstört war. „Das war so eine heftige Explosion, wie eine Bombe. Ich bin aus Persien und habe das leider schon erlebt. Das ist keine Böllerei mehr.“
Tatsächlich tat sich vor Gharahghozlo ein Horrorszenario auf. Nicht nur, dass ihr Betrieb wegen des kaputten Fensters offenstand – zusätzlich machten sich Unbekannte auch noch an der Dekoration zu schaffen. „Sie nahmen die Fake-Geschenke mit“, sagt die Apothekerin. Mehr wurde nicht gestohlen. In der Offizin war alles voller Scherben. „Die Leute haben versucht, reinzukommen. Ich konnte Schlimmeres verhindern.“
Eine Person wollte einen Böller in die Apotheke werfen, wie die Inhaberin sagt. „Die wollten alles kaputtmachen, das hätte meine Computer getroffen und ich hätte am nächsten Tag nicht öffnen können.“ Zwar sei die Polizei vor Ort gewesen und habe den Bereich abgesperrt, aber dennoch schafften es die Menschen durchzukommen. „Ich war bis zum nächsten Tag um 14 Uhr in der Apotheke, bis der Glasnotdienst kam.“
Die Polizei wollte die Apothekerin ihr zufolge zunächst nicht in den Betrieb lassen. Sie habe sie überzeugen müssen, die Medikamente zu sichern. „Die Polizei sagte, es gehe um Spurensicherung und dass die Wohnungen darüber erst einmal wichtiger wären. Ich habe ihnen dann erklärt, dass hier verschreibungspflichtige Arzneimittel wie Schlafmittel lagern, die nicht alle wie Betäubungsmittel weggesperrt sind und durfte dann bleiben.“
Der Glasnotdienst habe ihr dann Stunden später eine enttäuschende Nachricht überbracht. Das Fenster bleibe zunächst mit Brettern verschlossen. Eine so große Scheibe müsse bestellt werden und sei erst in drei bis vier Wochen verfügbar. „Es ist jetzt innen sehr erdrückend. Viele denken, wir haben zu. Wir hatten heute schon weniger Kundschaft. Ich habe die Türe offen, bis es zu kalt wird und Schilder aufgehängt.“ Mittlerweile stehe auch fest, dass das Gebäude nicht einsturzgefährdet sei.
Die Resonanz der Kundschaft auf die Kugelbomben-Explosion sei „so süß“, sagt die Apothekerin. „Viele haben Mitgefühl, bringen Blumen.“ Aktuell ist Gharahghozlo damit beschäftigt, bei ihrer Versicherung und der Hausverwaltung nach den nächsten Schritten zu fragen. Momentan gehe nichts vorwärts. Generell fordert die Apothekerin, dass angesichts der Vorfälle in der Silvesternacht ein Böllerverbot durchgesetzt wird. „So kann es nicht weitergehen. Stellen sie sich vor, ich hätte Nachtdienst gehabt und ein Kunde wäre dort gestanden. Vielleicht hat man beim nächsten Mal nicht so viel Glück.“