Nach Juvalis-Verkauf: Blaue-Apotheke schließt Carolin Ciulli, 27.10.2018 09:07 Uhr
Der ehemalige Juvalis-Chef Stefan Hülsmann hat seine Blaue Apotheke in Bernburg abgeschlossen. Das Vor-Ort-Geschäft lief für den einstigen Versandapotheker nur nebenher. Für den Standort wurde im Insolvenzverfahren kein Nachfolger gefunden. Der Pharmazeut will sich mit einem anderen Projekt wirtschaftlich sanieren.
Hülsmann hatte im Mai beim Amtsgericht Magdeburg einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das Verfahren wurde Ende Juni eröffnet. Kurz darauf übernahm Apo-Discounter das Versandgeschäft. Die Gläubiger hatten dem Verkauf zugestimmt, mit dem sich der Apotheker und Lebensmittelchemiker teilweise sanierte.
Die traditionsreiche Apotheke übernahm Hülsmann 1996. Ihre Geschichte soll bis ins Jahr 1700 zurückreichen. 2007 stieg er ins Versandgeschäft ein, nach seinen Angaben gab es rund 1,5 Millionen Kunden, darunter viele chronisch kranke Patienten, die regelmäßig ihre rezeptpflichtigen Arzneimittel bestellen. Juvalis gehörte zu den führenden Versandapotheken in Deutschland.
Dass die Blaue Apotheke schließen muss, kommt nicht überraschend. Der Fokus des Apothekers habe im Versandhandel gelegen, sagt Rechtsanwalt Fritz Rabenhorst von der Rechtsberatung Buchalik Brömmekamp, die das Verfahren begleitet. Ein Grund für diesen Schwerpunkt sei der Standort gewesen. „Die Lage war vielleicht vor 100 Jahren gut.“ Doch letztlich hätten zu wenig Kunden, die Apotheke ohne direkten Parkplatzanschluss in der Fußgängerzone angesteuert, vielen seien zur Konkurrenz gegangen. Eine weniger als 100 Meter entfernte Apotheke etwa verfügt über Parkplätze vor der Tür.
Die Umsätze mit dem Vor-Ort-Geschäft seien niedrig gewesen, so Rabenhorst. Wegen der Konzentration auf das Versandgeschäft habe Hülsmann in den vergangenen Jahren auch nicht besonders den Kontakt zu Ärzten gesucht. In den vergangenen Wochen waren die Sanierer zwar mit Apothekern im Gespräch, doch ein Verkauf kam nicht zustande. „Man hätte aus der Apotheke etwas machen können, aber nicht kurzfristig“, sagt Rabenhorst.
Ein guter Teil der 38 Mitarbeiter habe bereits einen neuen Job gefunden. Die Angestellten seien mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens bereits gekündigt worden. Ein Teil habe vom Gläubigerausschuss eine Frist erhalten, um weiter in der Blauen Apotheke zu arbeiten. Offiziell endet die Geschichte des Standortes Ende des Monats. Derzeit ist Hülsmann damit beschäftigt, Arzneimittel und weitere Lagerware zurückzugeben.
Die Sanierung sei aber noch nicht gescheitert, sagt Rabenhorst. Die Blaue Apotheke sei nur ein Teilbereich des Verfahrens gewesen. Hülsmann sei derzeit dabei, ein Sanierungskonzept mit einer anderen Tätigkeit zu erstellen. In der Branche will er bleiben und weiter wirtschaftlich tätig sein. Die Tätigkeit als angestellter Apotheker komme für ihn jedoch nicht in Frage.