Neurodegeneration

Musizieren gegen Demenz

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Berlin -

Musikalische Fähigkeiten bleiben Demenzerkrankten noch relativ lange

erhalten. Hat jemand beispielsweise als Kind ein Instrument spielen

gelernt, kann sich eine Demenzform wie Alzheimer später bemerkbar machen

als bei Nichtmusikern. „Das liegt daran, dass Musiker noch vieles

kompensieren können“, erklärt Dorothea Muthesius von der Deutschen

Gesellschaft für Musiktherapie in Berlin. Bestimmte Gehirnstrukturen

seien stärker ausgeprägt, auch die Motorik sei besonders geschult.

 

Dies alles sei ein Vorteil, wenn Sprache oder Orientierung langsam

nachlassen.

Das Wissen darüber, welche Tasten gedrückt oder Saiten gezupft werden müssen, ist beim Menschen im prozeduralen Gedächtnis abgelegt. Auf dieser Ebene sind motorische Fertigkeiten und Routinehandlungen abgespeichert.

Wie lange jemand bei einer Demenzerkrankung noch sein Instrument spielen kann, hängt unter anderem davon ab, wie versiert er ist: „Spielt jemand immer nur nach Noten, hat er natürlich Probleme, sobald seine Lesekompetenz abnimmt“, erklärt Muthesius. Kann jemand bestimmte Stücke „blind“ spielen, hält das in der Regel noch lange an.

Einen Einfluss habe auch, wie lange das Instrument schon gespielt wird: Wer als Kind damit angefangen hat, kann sich diese Fähigkeit länger erhalten als jemand, der erst mit 50 Jahren zum ersten Mal eine Geige in der Hand hält.

Mit Demenzkranken zu musizieren, wird oft in der Therapie eingesetzt. „Singen klappt zum Beispiel bis zum Schluss noch sehr gut, auch für die, die das nicht gelernt haben.“ Ältere würden sich dabei als kompetent empfinden. Für manche sei das Musizieren aber mit großer Frustration verbunden: „Je perfekter das jemand erlernt hat, umso schwerer tut er sich damit, wenn er merkt 'Ich kann das nicht mehr'“, sagt Muthesius.

Eine Aufgabe von Musiktherapeuten sei es dann, sensibel mit dem Betroffenen umzugehen und herauszufinden, ob er beispielsweise mit einem anderen Instrument besser zurechtkommt oder andere Noten braucht.

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