Weiterhin dreiste Rezeptfälschungen

Mounjaro: „Kollegen sollen äußerst wachsam sein“

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Berlin -

Am vergangenen Donnerstag wurde in mehreren Apotheken gleichzeitig versucht, Mounjaro zu ergattern. „Wir haben die Fälschung als solche identifizieren können“, so Nojan Nejatian, Inhaber der Heegbach Apotheke in Erzhausen. Er ruft seine Kollegen und Kolleginnen zur äußersten Vorsicht auf. Denn: „Es wurde in Frankfurt, Egelsbach und Langen ein und dasselbe Rezept gleichzeitig vorgelegt“, warnt er. Das sei mehr als ungewöhnlich.

Am Donnerstag wurde in der Heegbach Apotheke ein Papierrezept über Mounjaro vorgelegt. „Mounjaro darf auf einem Muster-16-Formular verordnet werden, wenn dies im Rahmen der Typ-2-Diabetes-Behandlung geschieht“, erklärt Nejatian. „Für die Lifestyle-Medikation ist ein Privatrezept erforderlich.“

Sensibilisiert seien er und sein Team einerseits durch vorangegangene Fälschungen und andererseits durch Meldungen im Kollegenkreis gewesen. „Am Morgen kam in unserer gemeinsamen Gruppe schon der Hinweis auf eine Fälschung in einer Apotheke, die sich ganz in unserer Nähe befindet“, so der Apotheker. „Das Rezept, welches uns vorgelegt wurde, war sehr gut gemacht, die Fälschung war schwer zu erkennen.“ Dennoch gab es Fakten, die Nejatian und seine Kollegin stutzig machten.

Ein wichtiger Hinweis sei der Wohnort des Patienten und der Standort der Arztpraxis sowie seiner Apotheke gewesen. „Da kommt jemand aus Münster in Nordrhein-Westfalen nach Erzhausen, das allein ist schon komisch“, erklärt Nejatian. „Zudem war auch die Schriftgröße im Feld des Kostenträgers etwas größer als üblich.“ Der Inhaber stolperte auch über die ähnlichen Namen auf den Verordnungen. „Von bereits aufgedeckten Fälschungen waren mir noch einige Namen bekannt. Auf dem uns gestern vorgelegten Rezept tauchte wieder ein ähnlicher Name auf“, erklärt er.

Unter einem Vorwand verschwand die Kollegin, die den angeblichen Mounjaro-Patienten bediente, ins Backoffice. Nach einer kurzen Absprache mit Nejatian rief sie die Polizei. „Der Patient hat sich wahrscheinlich gewundert, dass es so lange dauert, und hat Verdacht geschöpft, dass die Fälschung aufgeflogen ist“, so der Apotheker. Denn: „Er verließ die Apotheke mit der Begründung, er müsse nur schnell noch Geld holen. Dabei kann man bei uns mit Karte zahlen.“ Er sei nicht mehr wieder gekommen, die Polizei ermittle nun in dem Fall.

Nejatian appelliert an seine Kolleg:innen: „In der aktuellen schwierigen Lage muss man besonders bei solchen Verordnungen äußerst wachsam sein. Denn obwohl es sich hier um eine Fälschung handelt, büßt am Ende die Apotheke. Die Kasse retaxiert rigoros.“ Deswegen plädiert er: „Die Staatskasse müsste die Kosten für solche gefälschten Rezepte übernehmen.“ Denn was soll zusätzlich zu den ohnehin schon überhand nehmenden Aufgaben noch gestemmt werden, fragt er. Für ihn ist klar: „Ein Versandhandel hätte hier höchstwahrscheinlich versagt, die Fälschung wäre unentdeckt geblieben. Das unterstreicht abermals die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheken“, so Nejatian.

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