Nur Patientenname ausgetauscht

Mounjaro: Apothekerin warnt vor Rezeptfälscher

, Uhr
Berlin -

Achtung: In Baden-Württemberg sind derzeit Mounjaro-Rezeptfälschungen im Umlauf. Bei diversen Apotheken im Bundesland wurde bereits eine Einlösung versucht. „Die Adresse und das Geburtsdatum auf dem Rezept sind identisch mit allen Fälschungen, die bislang bekannt sind“, berichtet Apothekerin Maren Thimm aus der Severin Apotheke in Denzlingen.

Die Arztpraxis hat der Apothekerin zurückgemeldet, dass diverse Apotheken in Baden-Württemberg – vom Bodensee bis hin zur Region um Freiburg – betroffen sind. Auffällig an den Fälschungen: „Es ist immer dieselbe Straße, es ist immer dasselbe Geburtsdatum. Bei diesen Angaben wissen wir sicher, dass sie gefälscht sind. Die Täter wechseln nur die Namen aus“, so Thimm.

Erst Telefonat, dann Apothekenbesuch

Auch die Apothekerin selbst hat ihre Erfahrungen mit der Betrugsmasche gemacht. Vorab kam es zu einem Anruf: „Es war sehr seltsam. Der Herr meinte, er bräuchte seine Tabletten. Wir wiesen ihn darauf hin, dass es sich bei Mounjaro um Spritzen handelt.“ Der vermeintliche Kunde forderte die größtmögliche Packung in der höchsten Dosierung. „Er sagte aber auch, er nehme es erst seit fünf Monaten. Die Stimme am Telefon war zudem sehr jung, es ergab vorne und hinten keinen Sinn“, merkt die Apothekerin an.

Selbstredend unternahm sie keinen Versuch, Mounjaro zu bestellen. „Wir haben ihn natürlich trotzdem antanzen lassen.“ Und tatsächlich: Freitagabend – kurz vor Ladenschluss – wollte der vermeintliche Fälscher das Rezept einlösen. Schnell wurde von der Fake-Verordnung im Backoffice eine Kopie angefertigt. „Wir haben ihm dann gesagt, dass wir das Präparat nicht dahaben. Er hat uns dann erzählt, er sei nur auf Montage hier und müsse sein Rezept wieder mitnehmen. Er könne schließlich nicht extra wiederkommen.“

Ermittlungen laufen

Am Montagmorgen informierte Thimm umgehend die betroffene Arztpraxis. „Diese berichtete uns, dass sie gar keine Kassenrezepte ausstellen dürfe. Sie hat sich mittlerweile an die Polizei und die KV gewendet. Allein heute Morgen haben sich schon vier oder fünf Apotheken bei der Praxis gemeldet.“

Darüber hinaus passt die BSNR nicht zur angegebenen Praxis; hier müsste es sich um eine Arztpraxis aus dem Raum Hildesheim handeln. Auch diese Information gab die Apothekerin entsprechend weiter.

Den umliegenden Apotheken gab Thimm sofort Bescheid. „Wir warten gerade auf eine Rückmeldung des LAV, damit die Meldung für ganz Baden-Württemberg herausgegeben wird.“ Auch die Polizei wolle im Laufe des Tages in der Severin-Apotheke vorbeischauen: „Wir haben nämlich auch Kameraaufnahmen von dem Herrn.“

Guter Journalismus ist unbezahlbar.
Jetzt bei APOTHEKE ADHOC plus anmelden, für 0 Euro.
Melden Sie sich kostenfrei an und
lesen Sie weiter.
Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr aus Ressort
Verfolgungsjagd und Schwitzkasten
Rezeptfälscher boxt Inhaber ins Gesicht
Verdacht auf Totschlag und Brandstiftung
Palliativarzt-Fall: Erneute Exhumierung